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Mittwoch, 5. Dezember 2007



Eine gewöhnliche Klausfeier

mit einem ungewöhnlichen Nikolaus

Der Nikolaus kommt, wie überall in diesen Tagen, heute auch ins Pflegeheim.
Eine Klausfeier wie tausend andere auch, vermute ich.
Alle achtzig Bewohner sind im grossen Saal versammelt, eine Schulklasse singt rhythmische Weihnachtslieder und Jugendliche begleiten auf ihren Instrumenten. Die Tische sind, wie überall, mit Tannenzweigen, Kerzchen, einigen Nüssen und Mandarinen geschmückt, dazu gibt es heissen Punsch und Backwaren.
Der Samiklaus ist ein grosser stattlicher Mann im roten Gewand, mit einem üppigen, weissen Bart und einer schönen Mitra auf dem Kopf. Er hält einen langen Bischofstab in der Hand und trägt sein dickes, goldenes Buch unter dem Arm. Er wird, wie immer, begleitet von einem Schmutzli mit einem grossen, schweren Sack.
Der gute Gottes-Mann spricht nun ein paar einleitende Worte, freut sich wieder hier zu sein und bedankt sich für den netten Empfang und den zünftigen Applaus.
Dachte ich’s mir doch - eine ganz gewöhnliche, alljährliche Klausfeier mit einem netten Nikolaus.
Doch hier wird es nun anders - weil dieser Nikolaus anders ist.
Denn dieser Samiklaus wird nun ganz persönlich - zum persönlichen Samiklaus für jeden einzelnen Bewohner. Zum einfühlsamen Freund, der mit jedem spricht, mit jedem einzeln und allen gleich - auch, wenn die Demenz noch so ausgeprägt ist. Für jeden Anwesenden hat er aufmunternde oder tröstende Worte. Keinen übersieht er, jedem gibt er die Hand, jeden kennt er persönlich und alle, wirklich alle nennt er beim Vornamen. Auf jeden einzelnen scheint er sich gefreut zu haben, jeder scheint ihm wichtig, bei allen gibt es lobende Worte und ein ganz kurzes Beisammensein. Alle hören ihm zu und gespannt lauschen auch die übrigen Anwesenden, was über die Lautsprecher zu vernehmen ist. Ein paar tragen mit brüchiger Stimme einen Vers vor, jemand singt mit ihm zwei Strophen eines italienischen Liedes und alle strahlen den gütigen Mann an. Und dieses Leuchten in ihren staunenden Augen ist sein Dank, weil die meisten ja kaum noch Worte finden können.
Und die Wärme in seiner Stimme, die Zuversicht in seinen Worten und die Ruhe in seiner Geduld lässt die Bewohner und Angehörigen fast glauben, dass hier, der ursprüngliche, echte Sankt Nikolaus zu Besuch ist.
Aber er kommt nicht von Myra, nicht aus dem tiefen Wald, sondern aus der Küche des Pflegeheims, denn der Nikolaus ist - der Küchenchef.


:-)

2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

;-( so süess... es isch halt eifach schön, wenn sich öpert so guet um die mensche kümmeret, wo alt, gebrechlich und s hirn nümme so fitt isch. leider isch das jo nur a dem einte obet. all die andere öbet, wo sich d pflegerinne gegesitig im schalldichte pfleger-stübli frisure mached, chunt kein chlaus...
doch de chlaus weis ganz genau, in 2 minute weis niemert meh, dass ich do gsi bin. aber glich macht ers. er macht dene lüüt, i dene 2 minute wo sis no wüssed, e riise freud, vermuetlich so e grossi freud, wie mirs üs ger nöd vorstelle chönd.

Anonym hat gesagt…

der Samichlaus ist halt die Gütigkeit in Person. schön wäre es wenn sich das auch bei den Abendessen ein bischen mehr zeigen würde.