.

Montag, 10. September 2012

Eindrückliche Wanderung im "Feenwald"






Eindrückliche Wanderung im "Feenwald"


Es gibt ihn wirklich, den Feenwald. Rein zufällig habe ich ihn gefunden.

Weil der Nebel sich bei uns nur mühsam auflösen wollte, beschloss ich, in ein Seitental zu fahren, das etwas höher gelegen ist und dort mit unserem kleinen Hund eine leichte Wanderung in der Spätsommersonne zu machen.

Es traf sich gut, dass ich auf dem Parkplatz neben der Kirche eine Einheimische antraf, denn so konnte ich sie nach einer schönen Wanderung in ihrer Heimatgemeinde fragen.
Sie gab mir dann den Tipp mit der gut 200 Jahre alten Brunegg Kapelle.
Ein Weg von einer guten Stunde Wanderzeit hatte sie gesagt. Zuerst über satte Weiden und Wiesen, an stattlichen Bauernhöfen und wohlgenährten Kühen vorbei und dann durch einen zauberhaften Wald bis hinauf zu der schmucken Kapelle am Waldrand.

Sie hatte recht, denn selten führte mich eine Wanderung an so märchenhaft vermoosten Waldlichtungen vorbei. Zum Teil führte sogar der Wanderweg über dicke Moosteppiche und man getraute sich fast nicht darauf zu treten. Zwischen den Baumstämmen hingen riesige Spinnennetze in denen sich die Sonnenstrahlen brachen und in deren Mitte die fette Spinne hockte und auf ihre Beute wartete. Auf der ganzen Waldstrecke wimmelte es überall nur so von kleinen und grossen Pilzen, reifen Beeren und vielfarbigen kleinen Blümchen. Es gab auch einen kleine Tümpel mit Libellen und allerlei Insekten. Ich konnte mich kaum satt sehen an diesem Paradies und musste sehr oft an meine letzte Geschichte vom Feenwald denken.
Manchmal setzte ich mich einfach inmitten diesen Mikrokosmos auf einen bemoosten Baumstamm und liess diese harmonische Stimmung einige Minuten auf mich wirken. Ein wenig kindisch vielleicht, aber ich fühle mich dabei sehr geborgen und vom etwas Grösserem getragen. Ein Teil eines ganz grossen Ganzen. Ich hörte dabei in die Stille hinein, in das Summen und Zwitschern, ins Rauschen und Knacken und in mein Innerstes, diese zufriedene Seele, die in dieser Glückseligkeit zu schwimmen schien.


© Herr Oter
Die Kapelle selber steht auf einer sonnigen Krete, beschützt von einem mächtigen Lindenbaum, umgeben von frischgemähten Matten auf dem das Heu zum Trocknen liegt. Sie ist Maria gewidmet und wunderbar renoviert. Aussen sind an ihren Seitenwände zwei schattige Bänke angebracht. Auf der einen Seite der Kapelle der weite Blick auf das Napfgebiet und auf der anderen Seite sieht man übers Entlebuch in die Innerschweizer Berge.

Ich setzte mich auf jede Seite, ass etwas Trauben und einen Apfel und liess den Blick und die Gedanken über diese herrliche Hügellandschaft in die grenzenlose Ferne schweifen. Die absolute Ruhe, die gute Luft, der würzige Duft von frischem Heu und die angenehme herbstliche Wärme liessen dem Glücksgefühl freien Lauf.
Ich hatte natürlich auch ein Buch mitgenommen und so war schnell über eine Stunde vorbei und mit dem Hund an der Leine trat ich fast etwas widerwillig den Rückweg an. Die erste Hälfte wanderten wir nochmals durch diesen wunderschönen mystischen Wald. Es war wirklich nochmals sehr beeindruckend, erfasste alle Sinne und liess einem ob der Schönheit ziemlich demütig und bescheiden werden. Wie wenig braucht es doch für das ganz grosse Glück.

Für den zweiten Teil des Rückmarsches wählte ich dann einen Wanderweg, der durch eine eindrucksvolle Schlucht führt, deren wilde Schönheit sich in der untergehenden Sonne in goldigen Farben aber ganz sanft und romantisch präsentierte. Querliegende Baumstämme und tiefe Wasserrinnen zwischen nackten Felsklötzen lassen jedoch vermuten, dass aus dem silbrigen, sprudelnden Bergbächchen auch schnell ein reissender zerstörerischer Wildbach werden kann. Doch heute gab sich alles ganz friedlich und unterstützte die harmonischen Eindrücke der zurückliegenden Wanderung.
Es wunderte mich nicht, dass sich unweit daneben der runde Platz eines Waldkindergartens blicken liess. Farbige Steine grenzten die Wildnis von den mit Weidenruten gestalteten Sitzbänken um die Feuerstelle ab. Welch ein Glück für Kinder, die in solch einer natürlichen Umgebung sanft auf die bevorstehende Schule vorbereitet werden.
Der restliche Weg nach dem Wald, der Landstrasse entlang bis zur Dorfkirche, war nur noch ein Katzensprung.

Während des ganzen Ausfluges von über fünf Stunden begegnete uns keine Menschenseele. Das hat mich gewundert. Gerne hätte ich diese Eindrücke mit jemandem geteilt, aber scheinbar hat man am Samstag anderes zu tun. Mir jedenfalls wird dieser aussergewöhnliche Spätsommertag unvergesslich bleiben.



:))

12 Kommentare :

Lemmie hat gesagt…

Jetzt bin ich in Gedanken mit Dir mitgewandert.
Lieben Gruß
Lemmie

Troll und Honigmädchen hat gesagt…

Hmmmmmm, zum träumen!

Dekoratz hat gesagt…

lieber herr oter - so ähnlich erging es mir neulich auch, und obwohl ich ein begeisterter großstädter bin, was man fast nicht glauben kann (daher vielleicht auch wi(e)der-sprüche), brauche ich so ein geerdet-werden immer mal wieder. und wenn man dabei noch ein wenig träumt ...

schön geschrieben! man ist fast dabei - und auf eine große pfanne selbst gefundener waldpilze, zubereitet nach großmutterart, hätte ich mal wieder richtig lust.
ach, ja - mag man nach so einem schönen post sagen ...
liebe grüße - barbara

Herr Oter hat gesagt…

@Lemmie:
Das ist doch schön von Dir, liebe Lemmie. Herzlichen Dank.

@Honigmädchen:
Ja, traumhaft war es. Eigentlich unbeschreiblich.

@dekoratz:
So sind wir doch verschieden ;)

Mein Herz geht in der Natur auf. Meine Sinne werden dort sensibler als sonst. Sobald ich einen Wald betrete fühle ich mich als Teil davon, spüre ich eine Geborgenheit und eine Leichtigkeit wie sonst selten.

Städte meide ich immer öfter und wenn, dann zieht es mich in die historischen Teile. Altes Gemäuer, schöne Formen und Bögen, dauerhafte Holzkonstruktionen und die stille Beständigkeit der Dinge faszinieren mich mehr als die Moderne mit Hektik und kurzfristigem Vergnügen.

Aber zum Glück sind nicht alle Menschen gleich geartet, denn sonst wäre der Zauber meiner Lieblingswelten schnell vorbei.

Liebe Barbara, ich danke Dir ganz herzlich für Deinen liebenswerten, lobenden Kommentar. Ich freue mich immer sehr darüber.


Allen wünsche ich einen traumhaften Tag, ob drinnen oder draussen, jedem an seinem Lieblingsplatz.
Liebe Grüsse
Resunad

Anonym hat gesagt…

Das klingt mit einem Wort gesagt: ZAUBERHAFT. Erinnert mich ein bisschen an die früheren laaaaaangen Waldspaziergänge mit meinem Paps und den beiden Hunden. Ich habe sie geliebt, die Stille, den Geruch des Waldes, die Vogelstimmen, die Sonnenstrahlen die durch die Bäume flimmerten um am Ende des Waldes auf einer riesengroßen Wiese anzukommen auf der wir meist eine Rast machten. zauberhaft. Danke für den Beitrag :) Liebe Grüße Rebellin

Dekoratz hat gesagt…

hahaha - ich habe heute einen leichten hang zum perfektionismus, und immer wenn der kommentar veröffentlicht war, fand ich ein haar in der suppe.
nun kommt der 3. und hoffentlich letzte versuch!!!!

lieber herr oter -
da muß ich dann doch noch mal etwas ausführlicher schreiben.
ich war viele jahre (geboren in einer kleinstadt) ein wahlberliner, und ich habe es geliebt mittendrin und doch für mich zu sein, menschen beobachten, unter rauschenden alten kastanien im biergarten sitzen, das neue und das alte - alles so ganz anders als in unserer derzeit eher ländlichen wohngegend.
tja, ich hätte in meinem kommentar wohl eher schreiben sollen, dass ich AUCH ein begeisterter großstädter bin ...

ich liebe karlsruhe, hamburg und bamberg - stadtfest, das portugiesenviertel und sandkerwa, im vorweihnachtsgetümmel die geschäftigkeit, hier und da ein freundliches gespräch, ein unbeabsichtigtes gerangel. schnell mittendrin oder auch schnell wieder weg.

aufgewachsen bin ich auch bei der großmutter auf dem land, der küchenherd mit holz befeuert, mit der berühmten pilzpfanne darauf. im winter schnee bis unters dach und vor kälte glitzernde wände. schilaufen über meilenweit unberührtem schnee, kramen in alten kisten und klettern im nicht ausgebauten dachgebälk der scheune.
daher kommt mit sicherheit meine "begeisterung" für freilandmuseen, burgen ... na, das findet man ja auf meinem blog der wi(e)der-sprüche.

ich suche immer weniger neue ( es gibt genug "alte" ) verbindliche begegnungen mit menschen und das hat seine ursachen. und bin gern mal nur mit mir, so auch neulich: stundenlang, menschenseelenallein in den völlig falschen schuhen auf einem wunderschönen waldweg, vorbei an gewaltigen felsen ... bis zum "biergarten" mit der leberknödelsuppe.

und ich will endlich auch gar nicht sein, wie irgendwer, denn das hat mich viele jahre meines lebens viel zu viel kraft gekostet, aber ich freue sehr mich über seelenverwandtschaft.

so, nun weißt du viel mehr, als ich eigentlich im normalfall sagen würde - und dank dem www ... hahaha ...
liebe grüße - barbara

Dekoratz hat gesagt…

und da ist haar nummer 4 - ich schmeiß mich weg - der tag fing mit dem FUHRWERK schon so lustig an!

... aber ich freue mich sehr über seelenverwandtschaft.

(Ordnung muß sein!)

Herr Oter hat gesagt…

@Rebellin:
Es war wirklich zauberhaft, liebe Rebellin, da hast Du recht.
Ich freue mich, dass ich bei Dir eine schöne Erinnerung hervor zaubern konnte.
Liebe Grüsse auch an Dich.


@dekoratz:
Liebe Barbara, da bin ich aber froh, dass Du mich nun richtig aufgeklärt hast.
Denn Deine Texte im Blog, aber vor allem auch die tollen Bilder aus der Natur, die Blumen, vom Garten oder vom "Eingemachten", das passte doch alles irgendwie nicht richtig zum (vagen) Bild das ich inzwischen von Dir gewonnen hatte und schon gar nicht zu einem ausschliesslichen Grossstadtmenschen.

Also sind wir doch nicht so verschieden!
Eine ähnliche Kindheit hatten wir jedenfalls. Ich beneide dich nur um Deine Grossmutter, denn meine hatte zwar auch einen mit Holz befeuerten Herd, wohnte aber in einer Stadt und konnte vermutlich nicht ganz so gut kochen wie Deine. Dafür war meine Mutter eine hervorragende Köchin mit grossem Garten und viel "Selbstgezogenem". :))

Ich fühle mich geehrt und weiss es zu schätzen, liebe Barbara, dass Du für mich Deine persönliche "Pforte" einen kleinen Spalt geöffnet und mir ein wenig über Dich erzählt hast.
Ich verstehe sehr gut, dass das im www oder in einem Blog immer etwas heikel ist. Doch für "Persönliches" könnte man ja auch meine Mail-Adresse benutzen....

Jedenfalls vielen Dank für Deine "Treue".

Liebe Grüsse und einen schönen Abend,
Resunad

Süsses und Saures mit ein bisschen Gewürz hat gesagt…

Lieber Herr Oter

Sie lassen uns wieder teilhaben an Ihrer wunderbaren Welt, die uns alle so mitreisst.. Mit Worten können Sie uns zeigen was sie sehen oder was sie gefühlt haben bei diesem Spaziergang.. Dies können nicht sehr viele Mennschen.. Ein Geschenk an Sie und daher sage ich einfach mal Danke das Sie uns daran teilhaben lassen.. Und ich hoffe noch vieles von Ihnen lesen zu dürfen und zu können :O)
Feenwald einfach wunderbar zu lesen :O)

Liebe Grüsse
Bienschen

Herr Oter hat gesagt…

Danke liebes Bienschen für das Kompliment. Es freut mich natürlich, wenn meine Blogeinträge gut ankommen.

Die Wahl der Themen und Geschichten hängt halt manchmal auch davon ab, was einem gerade beschäftigt.

Liebe Grüsse und danke für die grosse Treue zu meinem Blog.
Resunad

Anonym hat gesagt…

Bin mitgewandert :-) Habe hier auch so einen mystischen Wald entdeckt mit einem goldigen Seelein, hoffe ihn dir bald mal zeigen zu können...
T.O.&O.

Herr Oter hat gesagt…

T.O.&O.:
Tönt interessant.
Mal sehen, wann ich es an Deinen neuen, tollen Wohnsitz "am See" schaffe.
Wünsche Dir für morgen einen super Start!
Gruss
Re