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Freitag, 1. November 2013

Plötzlich war sie da!






Plötzlich war sie da!
Vor einigen Tagen erst habe ich sie das erste Mal bemerkt. Seither begegne ich ihr täglich, immer wieder, aber nur dort – immer am gleichen Ort.
Dafür jedes mal umso leuchtender, wie mir scheint. Wie eine kleine Sonnen mit ihren Strahlen. Honig gelb in der Mitte und blütenweiss die filigranen Blättchen.




Ist sie schon lange hier oder erst seit kurzem da? Kann es sein, dass ich sie bisher einfach nicht gesehen habe?
Möglich wäre es, denn wenn ich gehe bin ich oft in Gedanken verloren – in Geschichten verhangen, in Zeitreisen verfangen oder in Gedankenkreisen gefangen.
Aber bin ich wirklich so unachtsam? Wie ist es möglich, dass ich sie übersehen konnte?
Diese Anmut, dieses Leuchten! Ein Lichtblick am Wegrand! Tausendschön!
Und wie viele es sind, in mehreren Büschen tanzen sie hier im lauen Herbstwind und nickten mir zu – hundertfach.




Eine winkt mich heran und flüstert:
„Siehst du wie schön wir sind? Auch wenn die zarte Anmut bereits einer derben Schönheit weichen musste. Aber warum hast du uns nicht schon früher bemerkt? Als wir noch jung und frisch waren, als wir den Nektar in uns trugen und mit dem lieblichen Duft die Hummeln lockten. Ständig bist du unbesonnen an uns vorbeigelaufen und hast uns gar nicht bemerkt. Nun stehen wir im Herbst, die Zeit wird knapp, das Ende naht. Dir bleibt nicht mehr lange, um dich an uns zu erfreuen.

Beschämt bücke ich mich nieder und staune von Nahem. Ich berühre sie sanft – mit den Händen, mit der Nasenspitze und zerreibe ihren undefinierbaren Geruch zwischen meinen Fingern. Könnte es Kamille sein, wild gewachsen, ungezähmt und doch so präzise.




„Wie heisst du, entzückende Schönheit? Was machst du hier und wie kommst du her? Denn ich vermute, dass Du nicht oft in dieser Gegend zu sehen bist.
Aber dir scheint es hier am schmalen Fluss recht wohl zu sein“.

„Meinen Namen will ich dir noch nicht verraten. Denn Strafe muss sein, du hast mich ja auch lange nicht bemerkt.
Aber im nächsten Frühling werde ich wieder da sein, das versprechen wir dir. Meinen Namen wirst du bis dann bestimmt auch kennen.
Sei also in Zukunft wachsam beim Laufen, damit du mich und die anderen Schönheiten der Natur nicht mehr verpasst!“












5 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Wunderschöne Worte und Bilder und auch ich wundere mich manchmal wie unachtsam mein Blick ist auf meinen Weg...deswegen
gehe ich heute gezielter in die Natur hinaus um all das auf zu nehmen und schüttle dabei meine Gedanken ab!

Lieben Gruss Elke

Unknown hat gesagt…

Wenn ich für jedes Stolpern, das mir passiert, weil ich auf nicht auf den Weg, sondern auf irgend etwas achte, was gerade unbedingt von mir beachtet werden will, nur einen Euro erhielte, lieber Resunad, könnte ich Dir einen Botaniker engagieren, der Dir bedauerlicherweise erklären würde, daß Du dieses hübsche Gewächs im nächsten Jahr dort wahrscheinlich leider nicht mehr antreffen wirst.
(War das noch ein Satz?)
Du hast hier die Bekanntschaft des so genannten einjährigen Berufkrauts (http://de.wikipedia.org/wiki/Feinstrahl) gemacht, das wie der Name schon verrät nur ein Jahr überlebt. Aber mit etwas Glück ist es der Pflanze ja gelungen, sich auszusähen, so daß Du im nächsten Jahr ihre Kinder begrüßen und bewundern kannst.
Liebe Grüße von Felina, die Schrammen und Beulen in Kauf nimmt, solange ihr dafür nichts sehenswertes entgeht,

Herr Oter hat gesagt…

@geistige_Schritte:
Danke für Dein Kompliment. Ja, Elke, Du machst es genau richtig! Man geht ja nicht zuletzt auch in die Natur, um den "Kopf zu lüften".

@Felina:
Liebe Felina, ich brauche keinen Botaniker, denn ich habe ja dich. Danke für den Hinweis.
Ich hoffe schon, dass ich diese hübsche Blume (oder halt ihre Nachkommen) nächstes Jahr wieder treffen werde, schliesslich hat sie es mir versprochen. Ich werde sie jedenfalls nun im Auge behalten und achtgeben auf sie.

@beide:
Ich wünsche Euch beiden ein ganz tolles, gemütliches Wochenende, mit viel Zeit und einen offenen Blick für die Schönheiten der Natur und – wenig Schrammen und Beulen.
Liebe Grüsse
Resunad

rotzloeffel hat gesagt…

Sehr schön, lieber Resunad.

Ich hab meine Blumen hier zu Hause ja eigentlich ganz gut im Blick, aber auch die schaffen´s mich noch zu überraschen. Ich weiß das meine Weihnachtskakteen ja zweimal im Jahr blühen und das auch gerne mal VOR dem Fest, aber diesmal ging´s mir mit ihnen wie manchen mit dem Fest: Alle Jahre wieder und trotzdem immer zu schnell. Hab vor ein paar Tagen mit Erstaunen festgestellt, das sie schon voller Blütenknospen sind. *kicherndaugenroll*
guckst Du hier

Dir auch ein gemütliches Wochenende und liebe Grüße vom frechen Löffel, die sich bei ihren Schlußworten von Felina hat anstecken lassen, aber es ihr wieder sehr gerne überläßt. ;D

Herr Oter hat gesagt…

Danke, Sahnelöffelchen :)

Ja, die Natur, wie auch die Menschen, sie überraschen einem doch immer wieder.
Ich finde aber, wenn die Geschäfte schon lange voller Weihnachten sind, dann dürfen Deine Weihnachtskakteen auch zu früh....

Aber Weihnachten ist für mich sowieso so eine Sache für sich...., und vielleicht kommt es ja dieses Jahr endlich mal zu meinem Blog-Eintrag darüber.

Natürlich habe ich auch geguckt, wie Du mir geraten hast und noch etwas zum Schluss:
Ich mag freche Löffelchen und gute Schlussworte...

Auch Dir einen schönen Rest des Sonntags.
Bei uns stürmt es heftig und zugleich scheint die Sonne und regnet es. Ein Tag für die warme Stube.
Gruss Resunad