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Samstag, 30. Juni 2012

Schon Schiller wusste es....





Schon Schiller wusste es....

Es fällt mir immer wieder auf, dass Personen, die ich gut kenne, sich in reiferen Jahren, immer mehr ihren Eltern angleichen und ihnen immer ähnlicher werden. Ich meine nun nicht bloss in ihrem Aussehen, sondern insbesondere auch in ihrer Wesensart und in ihrer Lebensweise.
So übernehmen Töchter oft, immer mehr die Wesenszüge der Mütter und dementsprechend Männer die Gewohnheiten und Eigenarten ihrer Väter an. Dabei gewöhnt jeder sich erstaunlich oft, die gleichen „Möödeli“ (Macke, Marotte) seiner Eltern an und das verwundert eigentlich auch nicht, denn sie stammen ja vom gleichen „Model“ ab.

Vielleicht ist mir dieser Umstand früher einfach nicht aufgefallen oder er wird mir erst jetzt richtig bewusst, weil ich mich selber nun in dieser Alterskategorie befinde. Vielleicht bemerke ich es auch darum erst in der letzten Zeit, weil ich nun den dafür notwendigen „Überblick“ und immer öfter auch die entsprechenden Vergleichsmöglichkeiten habe.

Ebenfalls beobachte ich, dass der Erziehungsstil der eigenen Eltern meistens von den Nachkommen bei ihren Kindern in weiten Teilen, etwas modernisiert natürlich, ebenfalls wieder angewendet wird. Das kann, falls der Partner nun eine ganz unterschiedliche Erziehung genossen hat, halt oft zu immer wiederkehrenden Konflikten und ständigen Diskussionen auch in diesem Bereich führen.

Sollten sich diese Beobachtung als richtig erweisen, so müsste man jungen Leuten eigentlich den Rat geben, sich die zukünftigen Schwiegereltern etwas genauer anzusehen, bevor sie sich für „ewig“ bindet – und von der Ewigkeit gehen beim Ja-Wort ja doch noch immer die meisten aus.
So müsste vorgängig sich also jeder fragen, ob diese konservative oder fortschrittliche, ausschweifende, verschwenderische, grosszügige oder sparsame, weltoffene und kommunikative oder eigensinnige und zurückgezogenen oder sonst etwas spezielle Lebensweise der Eltern des Anderen und , die  angewendete Erziehungsmethode, für ihn auch in dreissig Jahren noch annehmbar und akzeptabel ist.

Den solche familiär bedingte, unterschiedliche Ansichten und Lebensstiele lassen sich oft nur schwer überwinden und seinen Partner kann man in seinen grundsätzlichen Wesenszügen und Lebenshaltungen nicht ändern, ohne dabei grossen Schaden anzurichten.

Darum schrieb vermutlich auch Friedrich Schiller bereits 1799 im
„Das Lied von der Glocke“: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ –
und seither ist das Zusammenleben wahrscheinlich nicht einfacher geworden.




:))

3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Ich kenne das irgendwie noch so das man jungen Männern mit auf den Weg gab: " Wenn Du wissen willst in welch eine Richtung sich Deine Frau einmal entwickelt, dann schau Dir ihre Mutter an" Erstaunlicherweise beinhaltet dies eine Menge Wahrheit. Manchmal schon recht erschreckend :)

herbst.zeitlosen hat gesagt…

ich bin schon lange mutterlos, mein mann konnte sich daher nie meine mutter ansehen. und ich kann heute nicht prüfen, wie sehr ich mich meiner mutter annähere. das hat zwei seiten! es fehlt mir manchmal, dass ich meinen eltern nicht beim altern zusehen kann, manchmal bin ich froh, dass ich es nicht muss. ich weiß nur eines: dass ich den drang nach freiheit auslebe, dem meine mutter in sich trug und den sie nie ausleben konnte. sie hat ihn - unbewusst - wie in einem staffellauf an mich weitergegeben.

Herr Oter hat gesagt…

@Rebellin:
Den Männern hat man also diesen Rat gegeben, als ob er für Frauen nicht genau so nötig wäre. ;)

Denn gerade die Männer müssen sich doch heute besonders in Acht nehmen, weil die Männerwelt in den letzten Jahrzehnten eine grosse "Entwicklung" durchgemacht hat. So nehme ich an, dass die Ansichten und Haltungen unserer Väter und Grossvater heute bei der Weiblichkeit bestimmt nicht mehr gefragt sind.

@herbst.zeitlosen:
Dass die Vergleichsmöglichkeit fehlt, dürfte sich in Bezug auf Deinem Mann als Vorteil erweisen, denn es fehlen ihm somit auch die Vorurteile und Du musst nie den Satz, "genau wie Deine Mutter" hören, den ja niemand gerne hört, wenn er in einem negativen Zusammenhang gebracht wird.

Jedoch kann ich gut verstehen, dass Du, Monika, Deine Eltern gerne altern gesehen hättest, dies und das noch gefragt oder auch manche "Alterserfahrung" bereits durch sie gelernt hättest.
Doch habe ich selber erlebt, dass das Altern der Eltern, auch ein schmerzvoller Prozess sein kann.

Euch beiden danke ich für Eure Meinung und grüsse ganz herzlich