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Montag, 11. Februar 2013
Mögliche und unmögliche Gründe für den Papst-Rücktritt
Die Päpste – auf Lebenszeit werden sie gewählt. Trotzdem kann das Amt niedergelegt werden, ohne, dass es begründet sein muss. Annehmen muss den Rücktritt niemand und Kündigungsfristen müssen auch keine eingehalten werden.
Trotzdem, die heutige Rücktrittserklärung des 85-jährigen Papst Benedikt XVI, auf den 28. Februar 2013 um genau 20 Uhr (Feierabend eines Papstes?), hat mich – einen Reformierten – sehr überrascht. Dieser Papst klebt - anders als viele Politiker - nicht an seinem (Heiligen) Stuhl, habe ich mir gedacht. Das ist doch äusserst positiv. Ihm gebührt darum mein höchster Respekt für diesen aussergewöhnlichen Entscheid.
Denn der letzte und bisher auch einzige "freiwillige" Rücktritt des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche sei, so liest man, nur aus dem Jahr 1294 bekannt. Damals dankte der völlig unfähige Papst Coelestin V. nach nur sieben Monaten, vermutlich nicht ganz freiwillig, wieder ab.
Aber was könnte der Grund für diesen unerwarteten Rücktritt gewesen sein?
Ich spekuliere nun mal ein bisschen und bitte Euch, nicht alle der angeführten Gründe ernst zu nehmen.
Es könnte ja sein:
- dass der Papst krank ist und, dass er möglicherweise darum mit seinem Rücktritt am 28. Februar die strapaziösen Verpflichtungen an den Osterfeiertagen umgehen wollte.
Für den Theologen Max Seckler, langjähriger Kollege und Freund von Joseph Ratzinger, ist der Rücktritt ein Zeichen von Grösse. "Er stärkt damit die Auffassung, dass ein Papst aufhören soll, wenn es ihm die Gesundheit gebietet", sagte der Tübinger Theologe.
„Das Alter drückt“, sagt sein Bruder Georg Ratzinger und ein Sprecher des Vatikans schliesst ein Burnout-Syndrom resp. eine Depression nicht aus.
- dass sich die katholische Kirche doch etwas reformiert.
Das könnte doch Hoffnung sein für alle engagierten Frauen in der Kirche, auch für die bedauernswerten Vergewaltigungsopfer und überhaupt für alle missbrauchten Opfer. Aber auch für die zölibatär Liebenden, die gleichgeschlechtlich Liebenden, die geschieden Liebenden und die verhütend Liebenden. Nichts zuletzt für die Schöpfungskritiker und alle anderen vernünftigen Liberaldenkenden.
- dass dieser Papst modern ist und erkennen musste, dass es für einen aufgeschlossenen Papst schwierig ist, Tradition und Vernunft in Einklang zubringen.
Der Theologen Max Seckler meint dazu, "Er hat sehr gelitten unter manchen Dingen, die dieses Amt mit sich bringt." Man könne sich schwer vorstellen, welche Intrigen es in Rom gebe, mit denen sich Benedikt XVI. herumschlagen müsse. "Das hat ihn sehr belastet, weil er ja ein Theologe ist und ein edler Mensch."
Weitere eher unwahrscheinliche Gründe:
- Der Papst hat sich verliebt.
- Der Papst wollte das Amt von Anfang nicht, getraute sich aber damals nicht Nein zu sagen.
- Der Papst eröffnet mit der Tochter von Erwin Lindemann eine Herrenboutique in Wuppertal (sagte schon Loriot voraus).
- Der Papst möchte endlich mehr Zeit mit der Familie verbringen.
- Der Papst sucht ein spannenderes Umfeld, denn er zieht sich nach eigenen Angaben, im Vatikan ins Nonnenkloster der Schwestern in Klausur "Suore di clausura" zurück.
- Der Papst soll vom neuen Berliner Grossflughafen berufen worden sein, um endlich mit Gottes Hilfe dessen Eröffnung zu ermöglichen.
- Herr Ratzinger soll 1957 Teile seiner Habilitationsschrift aus der Bibel abgeschrieben haben und darum würde ihm der Papst-Titel sowieso nächstens aberkannt.
- Der Papst hat, nachdem er das Twittern gelernt hat, nun den Wunsch, auch noch den Rest des Internets kennen zulernen.
- Der Rechtsstreit mit dem Satiremagazin Titanic scheint aussichtslos.
- meine Partnerin,
denn bei unserem Besuch des Vatikans vor drei Monaten hat sie mehrmals erklärt, dass die Katholiken noch immer dem äusserst beliebten, letzten Papst nachtrauern würden. Das merke man daran, dass überall Bilder von Papst Johannes Paul II aufgestellt seien und auch viel mehr Souvenirs mit seinem Bild zum Kauf angeboten würden. Und, dass Papst Benedikt XVI, vermutlich nie so beliebt sein werde, wie es sein Vorgänger, der Papst der Herzen, Johannes Paul II, war.
Ich vermute jetzt, dass der abtretende Papst uns im Petersdom irgendwo hinter einem Vorhang heimlich belauscht hat und die Aussage ihm so nahe ging, dass er nun zurück tritt.
©/® Copyright by Herr Oter
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Kommentare zum Post
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8 Kommentare :
lieber herr oter - ich kriege wieder luft, nachdem mich laut lachender weise ein hustenanfall anfiel - der papst hat sich verliebt - na hoffentlich nicht in sich selbst - er hat vielleicht hinter dem vorhang gelauscht ... oh weh ...
ich glaub, die probleme sind zu massiv - die lösungen konservativ nicht optimal machbar - schauen wir also auf den weißen rauch und hoffen auf ein bißchen reform.
liebe grüße - barbara
Du bist aber schnell, liebe Barbara :)
Ja, warten wir auf den weissen Rauch. Ich hoffe auf einen 30-40 jährigen, feinfühligen Dunkelhäutigen mit asiatischen Einschlag, gutaussehend und mit Disco-Erfahrung.
Liebe Grüsse
Resunad
HA, HA, HA ...ich lach mich weg, der Papst und Twittern, wo doch die Kirche bis heut nicht geschafft mal deutsch, englich(was ja immerhin DIE Weltsprache schlechhin ist) französisch, russisch, polnisch oder afrikanisch zu sprechen. Im Gegenteil, sie halten bis heut an einer allseits tot gesagten Sprache fest. *augenroll*
Aber es könnte tatsächlich was an dem Zwitscher-lernen dran sein. Allerdings könnte das schlimm enden, denn: Immer mehr Senioren verschwinden im Internet, weil sie versehentlich die Taste "ALT" und "ENTF" drücken.
Vielleicht hat er auch schon mal was gehört davon und verabschiedet sich jetzt schon mal vorsorglich.^^
Jetzt ist´s vorbei mit: Wir sind Papst. Und was sind wir jetzt? Also ich war, bin und bleibe auch ich selbst. Und wem das nicht "papst" dem kann ich auch nicht helfen. :D
Liebe Grüße Rotzlöffel
Seit Montagmittag ist er nun auch ohne Twitter in aller Munde und beherrscht die Medien. Eigentlich schon erstaunlich.
Mal sehen, wer nachkommt. Ich mache mir aber wenig Hoffnung, dass sich viel ändert.
Danke für Deinen Kommentar und einen schönen Tag
Liebe Grüsse
Resunad
Lieber Herr Oter
Also mir gefallen die Unwahrscheinlicheren Gründe vieeel besser..;O) Und ich musst wirklich lachen bei dem letzten Absatz Ihrer Partnerin :O)
Auch das ein Twitternder Papst einen Kleiderladen aufmacht.. grins das finde ich einfach atemberaubend und absolut naja vorstellbar!!! ;O)
Das wäre doch mal ein Twitter eintrag wert..
ehemaliger Papst: Meine lieben ab heute gibt es 50% eröffnungsrabat in meinem neuen Reich.. Sie bekommen gratis eine gelbe kravatte zu jedem erworbenen NICHT kirchlichen kleidungstück! ;O)
Aber im ernst.. ich finde es mutig von Herrn Papst das er den Rücktritt freiwillig gib, zu diesem schritt braucht es schon ein bisschen mehr mut als NUR eine gelbe Kravatte zu verkaufen.. ;O)
Liebe Grüsse
Bienschen
PS Wir wussten schon immer das der neue Papst gemobbt wird.. ;O)
Ja, liebes Bienschen, ein mutiger und vernünftiger Schritt des abtretenden Papstes. Ich wünschte mir, dass dieses Mal, ein "moderner", mit den neuen Kommunikationsmitteln vertrauter, junger, dynamischer und aufgeschlossener Papst bereits gewählt würde.
Ich glaube, dass das allen Beteiligten in der kath. Kirche gut tun würde.
Liebe Grüsse
Resunad
Hallo Herr Otter
Ja, ja, die katholische Kirche können, glaube ich zumindest, nur die Katholiken selber verstehen. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob das bei ihnen der Fall ist. Neulich habe ich mit zwei Katholikinnen (schreibt man das so?) darüber diskutiert, dass nur Männer Papst werden dürfen, was ich, ehrlich gesagt, ziemlich diskriminierend finde. Sie haben ihre Religion natürlich verteidigt, obwohl sie selber nicht erklären konnten, wieso es so ist.
Ihre Antwort war die ultimative Antwort aller Katholiken auf Glaubensfragen: Weil es einfach so ist.
Guten Morgen, Eve versus the paradise:
Ich bin nicht katholisch, darum darf ich auch etwas lästern ;)
Ich liebe aber seit vier Jahrzehnten Katholikinnen und lebe als Reformierter ganz wunderbar im mehrheitlich katholischen Umfeld.
Natürlich kann ich – können wir Reformierten – die Weltfremdheit der kath. Kirche nicht verstehen. Gerade darum haben sich die Protestanten ja vor bald 500 Jahren auch abgespalten.
Aber die kath. Kirche ist für mich das eine und die Katholiken etwas ganz anderes.
Sie unterscheiden sich kaum von mir – ausser, dass sie ihre Kirche noch weniger begreifen und erklären können als ich meine und, dass sie sich noch weniger verstanden und begleitet fühlen und sich darum noch öfter davon entfernen.
Doch der neue Papst lässt an seinem dritten Amts-Tag noch immer (wieder einmal) hoffen. Wenigstens ist er sympathisch, bescheiden und etwas näher bei seibem Volk.
Aber für die diskriminierten Frauen in der Kirche, die Homosexuellen, die Verhütenden, die Abtreiberinnen und die eingeschränkten Bistümer wird sich, wie für die übrigen Unzufriedenen leider auch dieses Mal nichts ändern.
Schade, einmal mehr.
Liebe Grüsse und einen sonnigen Tag wünscht Resunad
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