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Freitag, 11. Oktober 2013

„Noble Preise“






Noble Preise“

Ich freue mich über den Literatur-Nobelpreis für Alice Munro.
Die 82-jährige kanadische Schriftstellerin gehört zu meinen Lieblingsautorinnen.
Ihre Kurzgeschichten – sie hat nur einen Roman geschrieben - enthalten auf schmalem Raum alles, was eine Erzählung lesenswert macht: die genaue Beobachtung, die raffinierte Handlungskonstruktion die keine Konstruktion erkennen lässt, die aufbauende Spannung, das Berühren des Gemütes und die nachhaltige Wirkung.

In den zwölf Erzählbänden, die bisher auf Deutsch erschienen sind, haben die fast ausnahmslos weiblichen Hauptfiguren viele Rollen eingenommen um reale Erlebnisse und Erfahrungen der Autorin in erfundene Begebenheiten und Wahrheiten zu verwandeln. Denn das sind die Stärken von Alice Munro: der mit klarem Blick einer geduldigen Chronistin beobachtete Alltag des einfachen Lebens.
Ihre Geschichten sind zeitlos, genauer gesagt, zeitenthoben und jederzeit gegenwärtig. Die Konflikte einer Kindheit, die Sehnsüchte nach Liebe, nach Sex, nach Anerkennung, nach beruflicher Karriere, nach eigenen Kindern, das Scheitern und neue Partnerschaften nach einer Trennungen sind in ihren Erzählungen allgegenwärtig, ohne dass die Autorin ihre Figuren jemals „vorführt“. Eine behutsame Literatur des Privaten, das vom Trivialen zur Kunst erhoben wird.

Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb ich finde, dass die Erzählerin Alice Munro diesen wertvollsten Literaturpreis zu Recht gewonnen hat.
Es ist zugleich ein wichtiges Bekenntnis zur Kurzgeschichte. Denn diese Form der Literatur wird aus meiner Sicht im Literaturbetrieb neben den „grossen“ Romanen noch immer allzu oft „stiefmütterlich“ behandelt.
«Die Literatur betrachtet Kurzgeschichten noch immer als eine Art Übungsform für den Roman, als mindere Disziplin jedenfalls, und ich habe das selber lange geglaubt», sagte auch Munro in einem ihrer wenigen Interviews.
Doch gerade Kurzgeschichten sind ein hartes Geschäft, denn diese Schreibform benötigt sehr viel Können, Disziplin und nicht zuletzt auch Ausdauer, denn Verlage und Buchhandlungen sind oft nicht bereit, sie als „verkaufsfähige“ Literatur anzuerkennen.
Doch Alice Munro hat diese spezielle Form zur Perfektion gebracht. Sie ist die „Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichteund für mich ein grosses Vorbild als Erzählerin.


Besonders gefallen haben mir die Bücher «Der Mond über der Eisbahn» (1986) und «Tricks» (2004)
2006 wurde übrigens «An ihrer Seite» – basierend auf Munro's Kurzgeschichte „The Bear Came Over the Mountain“ verfilmt, ein äusserst sehenswerter Film über das beklemmende Thema Alzheimer und doch ein grossartiger Liebesfilm.




Und heute.....

Ich hoffe sehr, dass der Friedensnobel-Preis an die erst 16 Jahre alte
Malala Yousafzai
geht, die sich in ihrer Heimat Pakistan gegen die Taliban für das Recht von Frauen und Mädchen auf Bildung einsetzt.
Als grosse Hoffnungsträgerin für gleichberechtigte Bildung der Frauen auf der ganzen Welt, hielt sie am 12. Juli 2013, ihrem 16. Geburtstag, eine beeindruckende Rede vor der UN-Jugendversammlung . Die junge Frau aus Pakistan erhielt gestern Donnerstag bereits den Sacharow-Preis des Europaparlaments.
Für mich ist sie trotz ihres jugendlichen Alters bereits jetzt eine grosse Persönlichkeit unserer Zeit.


Update:
Der Friedensnobelpreis 2013 geht an die OPCW (Organisation für das Verbot von Chemiewaffen)
Die OPCW ist für die Umsetzung der Chemiewaffenkonvention von 1997 zuständig. Sie hat bislang 189 Mitgliedsstaaten - Syrien soll am kommenden Montag 190. Mitglied werden. Zurzeit sind Chemiewaffenkontrolleure in Syrien unterwegs, um Lager aufzusuchen und die Vernichtung der Waffen einzuleiten.


Schade, auch wenn die OPCW für den Erhalt des Weltfriedens eine wichtige Organisation ist, hat man heute in Oslo sicher eine grosse Chance verpasst.
Denn was Malala als Individuum unter Einsatz ihres jungen Lebens geleistet hat und immer noch unter Todesgefahr leistet, ist einfach grandios. Viele bezeichnen sie bereits jetzt als die Ghandi unserer Zeit! Der Preis wäre ein deutliches Zeichen gegen den Terrorismus, gegen extremistische Islamisten und gegen die Unterdrückung der Frauen in vielen Teilen der Welt gewesen.



Nachtrag 10. Oktober 2014:
Nun hat  MalalaYousafzai den Friedensnobelpreis doch noch bekommen!
Ich freue mich sehr!
Mit 17 Jahren ist sie somit die jüngste Nobelpreisträgerin bisher.

Diese Auszeichnung ist für die Kinderrechtsaktivistin trotz ihrer Jugend (oder gerade deswegen) hochverdient.
Genau so wie für ihren Co-Preisträger
Kailash Satyarthi
einen indischen Kinderrechtsaktivisten, der sich unermüdlich seit drei Jahrzehnten gegen das in Indien weit verbreitete Übel der Kinderarbeit einsetzt. Er hat mit seinem Engagement zehntausende Kinder aus Sklaverei und Schuldknechtschaft befreit. Er trug auch dazu bei, den Westen für das Thema zu sensibilisieren und auf die Herkunft von Produkten zu achten.

Ganz herzliche Gratulation den Beiden.

:)



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