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Mittwoch, 1. Januar 2014

Alles ist relativ





Alles ist relativ

Vom Leben war er geradezu etwas verwöhnt. 
Er war gesund und hatte bisher auch kaum je grössere, gesundheitliche Probleme zu meistern. Aber auch sonst blieb er von schweren Schicksalsschlägen bis anhin verschont.
Er hatte ein gutes Einkommen und das geerbte, kleine Vermögen ermöglichte es ihm, sich etwas mehr zu leisten als bei anderen üblich.

Im Beruf war er erfolgreich, hatte er es doch ins mittlere Kader einer mittelständischen Firma geschafft und so kurz vor der Pensionierung brauchte er sich weder um seine Position noch um die berufliche Zukunft Sorgen zu machen. Er galt überall als integer und verlässlich und sein Ansehen war allgemein unbestritten.

Auch Privat lebte er in einer soliden, langjährigen Partnerschaft, seine Kinder waren gut ausgebildet und standen selbstständig auf festen Beinen im Leben. Auch ihnen ging es gut.
Sein Häuschen mit etwas Umschwung war eingebettet in eine ländliche, harmonische Gegend und der Blick auf die verschneiten Berge in der Ferne, liessen bei blauem Himmel manchen begeisterten Ausruf seiner nicht seltenen Gäste zu. 
Man kann sagen, er hatte es in seinem Leben zu etwas gebracht.

Doch mit seinem Lieblingsausspruch: „Alles ist relativ“, relativierte er auch sein Glück immer wieder und deswegen war er eigentlich nie ganz mit sich und seinem Leben zufrieden.

Als dann eine unheilbare, schwere Krankheit bei ihm diagnostiziert wurde, gab im sein Schicksal dann auch recht.
® Copyright by Herr Oter



Wenn man glücklich ist,
soll man nicht noch glücklicher sein wollen.
Theodor Fontane (1819 - 1898),
deutscher Schriftsteller und Journalist, Schriftsteller


Das Vergleichen ist das Ende des Glücks
und der Anfang der Unzufriedenheit.
Søren Kierkegaard (1813 - 1855),
dänischer Philosoph, Schriftsteller und Theologe





;) 

11 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Es gibt diese Leute in der Nachbarschaft. Genau, wie Du es beschrieben hast mit annähernd dem gleichen geschilderten Schockerlebnis. Balance des Lebens oder selbsterfüllende Prophezeihung?
Erschreckend jedenfalls.

Neujahrsgrüße
Beate

Herr Oter hat gesagt…

Balance des Lebens, würde ich meinen,liebe Beate.

Ich vermute, dass man schweres Leid nicht verhindern kann. So ist das Leben.
Aber man sollte sich zwischendurch bewusst sein, wie gut es einem geht und sich daran auch wirklich erfreuen. Vielleicht ist ein Jahresanfang gerade so ein Moment dafür. Damit relativieren sich dann auch die Wünsche auf das "lebensnotwendige".

Dir auch ein erfreuliches 2014 und liebe Grüsse
Resunad

Dekoratz hat gesagt…

Herr Kierkegaard und Herr Oter haben es gesagt, wie es ist.
Ich wünsche alles Liebe, Gute und VIEL GESUNDHEIT in 2014 -
die Dekoratz Barbara

Herr Oter hat gesagt…

Danke, liebe "Dekoratz Barbara".

Aber man kann den verehrten Herr Kierkegaard und diesen komischen Herr Oter keinesfalls im gleichen Satz - auf der gleichen Linie - erwähnen.

Aber ich glaube auch, etwas recht haben beide.

Doch, ich vermute nachträglich auch, dass am 1. Tag des Jahres niemand so "Schweres" lesen wollte, denn die Reaktionen sind dementsprechend ausgefallen. Kein einziges "Gefällt mir" auf der verlinkten FB-Seite. Schon etwas aussergewöhnlich.

Aber Hauptsache, Dir und Beate hat es gefallen ;))

Für die restlichen 363 Tage dieses Jahres wünsche ich Dir auch nur das Beste, viel Liebe und Gesundheit.

Schönen Abend
Re

Njala hat gesagt…

Hallo Herr Oter,

ein erfolgreiches, ruhiges und vor allen Dingen gesundes Jahr 2014 für dich und deine Lieben!

Die Geschichte ist super und witzigerweise schon oft Teil meiner Selbstreflexion. In meiner Jugend hatte ich eine beste Freundin, die ich wegen ihrer Familie und dem was sie sich alles leisten konnten immer beneidet habe. Tolles Haus, Wochenendfahrten, Urlaube. Sie war damals eine der ersten Mädels mit eigenem Auto. Ich hingegen durfte mir jeden Penny selbst verdienen, meine Eltern kauften ein Haus, ließen sich ein halbes Jahr später scheiden und so weiter...
Jetzt über 20 Jahre später ist von ihrer Familie nicht mehr viel übrig. Der Vater und eine Schwester ganz böse verstorben an Krebs und Leukämie.
Heute haben wir leider auch kaum noch Kontakt, aber diese Beziehung hat mir sehr geholfen andre Menschen nicht mehr um das zu beneiden was sie angeblich besitzen. Denn am Ende nimmt man nichts mit.

Viele, liebe Grüße,
N.

Sadie´sGedankenfülle hat gesagt…

"Es gibt kein wunschlos Glücklichsein. Vielleicht gibt es Momente der inneren Zufriedenheit, aber diese Augenblicke sind nur Staubkörner in der Wüste des Lebens."
© Damaris Wieser

Ich wünsche dir ein glückliches, erfolgreiches und gesundes Jahr 2014

Herr Oter hat gesagt…

@Njala.
Genau - am Ende nimmt man nichts mit!

Und zu beneiden gibt es da gar nichts, denn Besitz macht nicht unbedingt glücklich. Sonst müsste es ja nur absolut glückliche Reiche und nur Unglückliche in der dritten Welt geben.

Ich glaube, das Glück macht man selber, in dem man schätzt was man hat, ohne die Träume aufzugeben.
Hoffnung zu haben, macht nämlich ebenfalls glücklich.

@Sadie:
"Wunschlos glücklich zu sein" würde bedeuten, seine Träume und Hoffnungen aufzugeben und das könnte nie mein Ziel, auch wenn meine Ziele meistens nur wenig mit Geld zu tun haben.

@an beide:
Ich danke Euch für Eure Kommentare und Glückwünsche und wünsche auch Euch ein glückliches und gesundes 2014.

Gruss Resunad

Anonym hat gesagt…

Ich treffe an meiner Kasse immer wieder auf solche Menschen. Das sind arme Tröpfe. Blind.

Mein Lieber: Hab ein schönes Wochenende!

Herr Oter hat gesagt…

Ja, das sind wirklich arme Tröpfe, liebe Alex.

Übrigens, so ein schöner Ausdruck, "arme Tröpfe". Den habe ich schon seit Jahren nicht mehr gehört oder verwendet.
Er hat mich gerade an meine Mutter erinnert. "Arme Tröpfe" gehörte zu ihrem gängigen Sprachgebrauch.

Gute Nacht und liebe Grüsse von einem lächelnden Schweizer.

Unknown hat gesagt…

Ich vermute da andere Beweggründe, lieber Resunad. Viele Menschen trauen sich nicht, ihr Glück zu zeigen, zu akzeptieren, oder sich daran zu erfreuen, weil sie befürchten, so die Neider auf den Plan zu rufen. Manche haben auch Angst, daß das Schicksal bemerken könnte, es mit diesen Menschen zu gut gemeint zu haben, und dann eben mit solchen Schicksalsschlägen seine Großzügigkeit wieder relativiert. Deshalb spielen sie ihr Glück herunter, oder jammern ohne erkennbaren Grund.
Im Stillen freuen sie sich schon an dem, was sie haben.
Liebe Grüße von Felina, in deren gewerblichen Umfeld es zum guten Ton gehört, selbst bei sehr hohen Tageseinnahmen laut über das finanzielle Debakel zu jammern. Die Damen meines Gewerbes sind meist sehr abergläubisch, und denken, daß sie am folgenden Tag weniger verdienen, wenn sie sich heute mit ihren Umsätzen zufrieden zeigen.

Herr Oter hat gesagt…

Deine Gründe, liebe Felina, haben etwas, das stimmt.
Nicht die Neider, die sind mir egal. Aber das Schicksal, da habe ich auch manchmal etwas Angst, dass es, wenn es mir zu gut geht, mich wieder auf den Boden "der Relativität" bringen könnte.
Woher kommt das, dass grenzenloser Genuss, Glück und Musse eigentlich nicht sein darf, oder wenigstens nicht zu viel davon?

Nichts desto trotz, ich wünsche Dir davon das absolute Maximum, ohne schlechtes Gewissen.

Liebe Grüsse
Resunad