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Montag, 16. November 2009



Nichtsdestotrotz
wirklich ein Unwort?


Ein amüsantes Wort – finde ich - „trotzig-knorzig“ und auch lustig anzuschauen. Darum ist es doch eine nähere Betrachtung wert.

Eigentlich dürfte es das Adverb ‚nichtsdestotrotz‘ ja gar nicht geben.
Denn wenn man die Verbindung dieser drei Wörter macht, müsste sie richtigerweise "nichtsdestotrotzer" heissen, weil auf "desto" immer ein Komparativ folgt, also die Höherstufe eines Adjektivs (z.B. desto höher, desto schöner usw.)
Jedoch handelt es sich bei „nichtsdestotrotz“ gar nicht um eine ernsthafte Wortbildung, sondern vielmehr um eine umgangssprachliche Wortparodie, einer ursprünglich scherzhaften Wortvermischung, in der die beiden Wörter „nichtsdestoweniger“ und „trotzdem“ verquickt wurden.
Diese Verballhornung „nichtsdestotrotz“ wurde wegen seiner häufigen Verwendung inzwischen – nichtsdestotrotz sozusagen - im Duden, zumindest als Adverb der Umgangssprache, eingetragen.

Doch wenigen ist wahrscheinlich bewusst, dass mit dieser Wortschöpfung (verm. um ca. 1870) – innerhalb der sich im 19ten Jahrhundert in Berlin herausbildenden Studentensprache – ursprünglich das Wort „nichtsdestoweniger“ und eine damit umständliche Ausdrucksweise karikiert wurde. Auch hat man sich damit über leere Worthülsen und luftgefüllte Kommentare lustig gemacht. Denn mit „Nichtsdestotrotz“ wird ebenfalls keinerlei Aussage getroffen – man dreht sich also, quasi im luftleeren Raum, verbal im Kreis.
Als sprachspielerische Überhöhung dieser wortblassen Phrasen wurde in diesen Kreisen sogar kurzzeitig die scherzhafte Verschmelzung „nichtsdestowenigertrotz“ kreiert.
Doch trotz aller Kritik an - nichtsdestotrotz also – liess sich die Jury des Goethe-Instituts nicht davon abhalten, es in ihre Auswahl als eines der „schönsten deutschen Wörter“ 2005 aufzunehmen.
(Gewählt wurde übrigens: „Habseligkeiten“)
Heute wird dieses „im Scherz gebildete Wort“ selbst von seriösen Autoren oft nicht nur scherzhaft gebraucht, was natürlich verschiedene Kritiker auf den Plan ruft.

Auch wenn man von der elektronischen Rechtschreibprüfung in Word keinen Fehler markiert bekommt, wenn man „nichts desto trotz“ als drei einzelne Worte schreibt (weil ja jedes Wort für sich richtig ist), sollte man wie beim - eigentlich verhohnepiepelten (veralbernden, vergackeiernden, veräppelnden) - „nichtsdestoweniger“ oder auch „nichtsdestominder“ sich unbedingt der zusammengeschriebenen Fassung annehmen, die man so auch im Duden findet.

Im gepflegten Deutsch sind jedoch nach wie vor die synonymen Begriffe
"trotzdem", "wenngleich", "obwohl",„dennoch“ „trotz allem“ oder „dessen ungeachtet“ zu bevorzugen.
Ich verwende besonders gerne auch „gleichwohl“, weil mir das Wort ganz besonders gefällt.

Doch hier widme ich dem reizenden „Nichtsdestotrotz“, nichtsdestotrotz (oder gleichwohl) einen wohlwollenden Eintrag.




:-))

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