Wortherkunft
Zuerst
zwei Begriffe:
Etymologie:
Wissenschaft von der Herkunft, Geschichte und Bedeutung der
Wörter, Wortforschung
Volksetymologie:
Volkstümliche Umwandlung eines nicht allgemein verständlichen
Wortes
Ein
paar Einblicke in diese interessante Sprachwissenschaft:
Die
Wortherkunft von Friedhof, auch wenn hier die Verstorbenen in
Frieden ruhen, hat nichts mit Frieden zu tun, sondern leitet sich vom
Althochdeutschen frīthof ab, dem eingefriedeten
(abgegrenzten) Vorhof einer Kirche.
Im
Mittelhochdeutschen hieß der Maulwurf noch moltwerf
(Erd-/Hügelwerfer) nach dem Wort molt (Erde, Staub).
Als der
Bestandteil -molt in seiner Bedeutung ausstarb, wurde aus moltwerf
über mūlwerf der heutige Maulwurf.
Die
Schnapsdrossel ist nicht etwa die Schwester des Schluckspechts
– mit den Vögeln hat sie nichts zu tun.
Der Name
kommt vielmehr von drozze, Drossel (Kehle), von der sich auch
die Worte «erdrosseln» oder «Drosselbart» ableitet.
Windschief
leitet sich nicht vom Wind, sondern von winden (drehen, verdrehen -
Verzogen durch verwinden) ab.
Ein
windschiefer Baum ist nicht vom Wind schief geweht, sondern
«gedreht», «verdreht» gewachsen.
Der Name
Vielfrass (Familie der Marder ) hat nichts mit der
Ernährungsgewohnheit des Tiers zu tun.
Sondern
es kommt von dem nordischen Ausdruck fjellfräs – zu
deutsch „Gebirgskatze“
Umgangssprachlich
wird der Begriff auch für eine Person, die (zu) viel isst,
verwendet.
Die
Herkunft des "Bockbier" oder "Bock"
entstand durch die Verkürzung des «Einbeckerbier».
Denn der
herzogliche Hof der Wittelsbacher in München, ließ sich ab 1555 aus
Einbeck mit Bier beliefern, bis man 1573 das erste bayerische
Hofbräuhaus in München baute. In der Münchner Mundart wurde aus
dem Einbeck-Bier im Lauf der Zeit die Bezeichnung „ein Bockbier“.
Das Wort
„Armbrust“ leitet sich vom lateinischen arcuballista
„Bogenschleuder“ ab.
Das
darauf basierende, französische Wort arbaleste wurde dann
eingedeutscht, wobei eine Kombination der ähnlich klingenden Wörter
„Arm“ (von der Möglichkeit, die Waffe in einer Hand zu halten)
und dem mittelhochdeutschen berust/berost (Ausrüstung bzw. Bewaffnung) benutzt wurde. Noch später wurde der zweite Teil
des Begriffs mit deutsch „Brust“ identifiziert.
Hängematte
- Die ursprüngliche indianische Bezeichnung war hamáka . So heisst
das Wort auch heute noch im Spanischen. Für das deutsche Lautsystem
aber klingt das Wort fremd und so erfuhr es zwischen dem 16. und dem
18. lautliche Veränderungen die in Hängematte resultieren.
Hängematte ist lautlich und semantisch dem Ursprungswort hamáka
ähnlich. Das Ursprungswort selbst aber ist nicht aus den
Bestandteilen hängen und Matte gebildet.
Ein
Tollpatsch ist Volksetymologisch ein
leicht verrückter
(toll, wie in Tollwut, kommt von
«töricht» im Sinne von «umnebelt», «betäubt»
ungeschickter
täppischer (lautmalerisch: patsch) Mensch.
In
Wahrheit (Etymologisch)kommt das
Wort aber vom ungarischen Wort talpas (Spitzname für den
ungarischen Fusssoldaten) einer Ableitung aus dem ungarischen talp
für «Sohle, Fuss».
Nach der
Übertragung ins Deutsche erfolgte zunächst der Bedeutungsübergang
zu «(österreichischer) Soldat der eine unverständliche Sprache
spricht». Die Rechtschreibkommission beendete die Eindeutschung des
Begriffs, indem sie zwei l vorschrieb, darum: Tollpatsch.
Puh, das
war jetzt etwas kompliziert!
Aber mir gefällt es, wenn ich den
Entstehungsweg von Worten nachschlagen kann.
Quellen:
Wiktionary / Wissen.de
9 Kommentare :
Lieber Resunad!
Wortherkünfte sind spannend. Danke für diese Aufklärungen.
Lieben Gruß
Lemmie
Lieber Herr Oter -
ich liiiiiiiiiiebe es,
und mir ist da einmal ein Wort "zugeflogen" - wenn Du Zeit hast, dann schau doch mal nach: "Mutschekiepchen".
Der Virus ist beharrlich - mein Bettzpifel winkt - also dann ....
Liebe Grüße - Barbara
Sehr interessant!
Am meisten haben mich der "Tollpatsch2 und "windschief" beeindruckt. Man lernt immer wieder hinzu.
Danke dafür
LG
Jutta
Hallo Resunad,
ich finde ja Hügelwerfer für den Maulwurf fast schöner.^^ Eine schöne Auswahl und wirklich sehr interessant.
@dekoratz, dein Dir zugeflogenes Wort kenne ich auch und finde es eins der schönsten Worte aus dem sächsischen. Hier mal eine "kleine Erklärung", die ich im Netz gefunden hab.
Motschchen, Mötschchen n. kosend, kindersprachlich: ‚Kälbchen, weibliches Kalb’
Elbe-Elster-Geb., Osterländ., Meißn.;
Lautformen: Mohtschchen, Mehtschchen, selten Muhtschchen, Mietschchen.
Motsche f. ,Kuh'
Südmärk., EEGeb., Osterländ., als kosend-kindersprachlice Bezeichnung auch im übrigen Geb.;
Lautformen: Mohtsche, Muhtsche.
Motschegiebchen => Motschekühchen
Motschekälbchen n.
1. ,weibl. Kalb' Südmärk., EEGeb., Osterländ., Westmeißn.
2. ,Marienkäfer' verstreut im gleichen Verbreitungsgebiet
Motschekühchen n. ,Marienkäfer' ( eigtl. ,kleine Kuh, Kuhkälbchen' - gehört zu den zahlreichen Benennungen für den Marienkäfer, denen Kosenamen oder kindersprachliche Wörter für Haustiere zugrunde liegen), vorwiegend in u. um Leipzig.
Lautformen: Mohtsche-, Muhtschegiebchen, -giewichen; bei -kühchen ist das alte mhd. w zwischen den Vokalen (küewechen) erhalten geblieben u. vor dem Konsonanten zum Verschlußlaut b geworden.
Motschlein, Mötschlein
1. kosend, kinderspr. ,Kälbchen, weibliches Kalb' Ost-, Südmeißn., Vogtland, Erzgebirge, Lausitz;
als Redensart: aussehen wie eingelecktes M. ,sauber u. ordentlich aussehen'.
2. Weidenkätzchen; männliche Haselnußblüte, Laus.
Lautformen: Mohtschel, Mottschel, Mehtschel, Mettschel, Muhtschel, Muttschel, selten auch Muzel, Miezel, Mutzel, Mitzel.
Hihi, und nun stell Dir mal ein Kälbchen mit schwarzgepunkteten roten Flügelchen vor. XD
Dir gute Besserung und an alle ein lieben Gruß
Rotzlöffel
...und ich hab noch ein schönes Wort gefunden. Miesmuschel. Hat natürlich nichts mit mieser Laune zu tun.
Zweiter Wortbestandteil: von lateinisch musculus Mäuschen und erster Wortbestandteil: von mittelhochdeutsch mies, althochdeutsch mios = Moos, daran erinnern nämlich die vielen Fäden, mit denen sich die Muschel am Untergrund festhält.
Na ok, dann könnte man doch wieder auf mies Laune schließen: Miese Laune durch harte Festhalte-Arbeit!? :D
LG Rotzlöffel
Meine Lieben
Danke für die Meldungen.
Bin noch bis Sonntag in den Ferien, aber danach werde ich Euch gerne antworten
Gruss
Resunad
liebes rotzlöffelchen -
als ich das wort zum ersten mal gehört habe, hatte ich irgendwie das gefühl: egal was und wie - aufheben, kuscheln, davontragen ...
nun liebe ich kälbchen und auch marienkäfer ... vielleicht stricke ich ja mal ein kälbchen mit flügeln - dann nur für dich! - vielen dank für deine erläuterung! - barbara
an alle!
der liebe herr oter macht das doch einfach fabelhaft, gell? er zündelt und wir machen ein feuer daraus.
lieben dank dafür und herzlichste immer noch heisere grüße -
barbara
Zurück aus den Skiferien, komme ich endlich dazu, Euch für die Kommentare herzlich zu danken.
@Lemmie:
Gerne geschehen, liebe Lemmie. Manchmal ist es doch sehr erstaunlich, aus was sich ein Wort mit der Zeit bildet.
@dekoratz:
Ich hoffe, liebe Barbara, dass Du inzwischen den Bettzipfel loslassen und den Virus gehenlassen konntest und wieder gesund bist :)
Das "Mutschekiepchen" wurde ja vom Rotzlöffelchen liebenswürdigerweise bereits erklärt.
Ach, Sprache ist doch einfach etwas Herrliches!
Wobei wir bereits beim nächsten Wort wären:
Herrlich, kommt von hēr, einem alten deutschen Adjektiv mit den Bedeutungen "alt" und "ehrwürdig" Doch bereits im Althochdeutschen wurde das Adjektiv mit hē̌rro = Herr, in Verbindung gebracht, das "herrisch" bedeutete, bis es später die heute übliche POSITIVE Bedeutung bekam.
Einfach herrlich dieses herrlich.
@Jutta:
Du hast recht, liebe Jutta, manchmal würde man nie erwarten, woher ein Wort kommt.
@rotzlöffel:
Abgemacht, liebes Rotzlöffelchen, ab jetzt heisst er für uns beide nur noch der Hügelwerfer :)
Ob ihm das etwas ausmacht? Im Moment sicher nicht, denn der Hügelwerfer schläft sicher noch tief und fest.
Herzlichen Dank für die interessanten Erklärungen der Miesmuschel und des "Mutschekiepchen.
Ein herziges Wort, übrigens! Nun gut, es endet ja auch mit einem ...chen ;)
und nochmals @dekoratz:
Du hast mich wieder durchschaut :))
Ich liebe das "zünsla" und wenn es bei Euch ein Feuerchen entfacht, um so besser!
An alle:
Herzlichen Dank für Euer "Feuerwerk" an Ideen und Bemerkungen. Ich "zündle" weiter, versprochen.
Allen einen ganz schönen Tag und liebe Grüsse
Resunad
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