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Dienstag, 19. Februar 2013

Wortherkunft - ein paar Beispiele





Wortherkunft



Zuerst zwei Begriffe:

Etymologie: Wissenschaft von der Herkunft, Geschichte und Bedeutung der Wörter, Wortforschung

Volksetymologie: Volkstümliche Umwandlung eines nicht allgemein verständlichen Wortes




Ein paar Einblicke in diese interessante Sprachwissenschaft:



Die Wortherkunft von Friedhof, auch wenn hier die Verstorbenen in Frieden ruhen, hat nichts mit Frieden zu tun, sondern leitet sich vom Althochdeutschen frīthof ab, dem eingefriedeten (abgegrenzten) Vorhof einer Kirche.





Im Mittelhochdeutschen hieß der Maulwurf noch moltwerf (Erd-/Hügelwerfer) nach dem Wort molt (Erde, Staub).

Als der Bestandteil -molt in seiner Bedeutung ausstarb, wurde aus moltwerf über mūlwerf der heutige Maulwurf.





Die Schnapsdrossel ist nicht etwa die Schwester des Schluckspechts – mit den Vögeln hat sie nichts zu tun.

Der Name kommt vielmehr von drozze, Drossel (Kehle), von der sich auch die Worte «erdrosseln» oder «Drosselbart» ableitet.





Windschief leitet sich nicht vom Wind, sondern von winden (drehen, verdrehen - Verzogen durch verwinden) ab.

Ein windschiefer Baum ist nicht vom Wind schief geweht, sondern «gedreht», «verdreht» gewachsen.





Der Name Vielfrass (Familie der Marder ) hat nichts mit der Ernährungsgewohnheit des Tiers zu tun.

Sondern es kommt von dem nordischen Ausdruck fjellfräs – zu deutsch „Gebirgskatze“

Umgangssprachlich wird der Begriff auch für eine Person, die (zu) viel isst, verwendet.





Die Herkunft des "Bockbier" oder "Bock" entstand durch die Verkürzung des «Einbeckerbier».

Denn der herzogliche Hof der Wittelsbacher in München, ließ sich ab 1555 aus Einbeck mit Bier beliefern, bis man 1573 das erste bayerische Hofbräuhaus in München baute. In der Münchner Mundart wurde aus dem Einbeck-Bier im Lauf der Zeit die Bezeichnung „ein Bockbier“.





Das Wort „Armbrust“ leitet sich vom lateinischen arcuballista „Bogenschleuder“ ab.

Das darauf basierende, französische Wort arbaleste wurde dann eingedeutscht, wobei eine Kombination der ähnlich klingenden Wörter „Arm“ (von der Möglichkeit, die Waffe in einer Hand zu halten) und dem mittelhochdeutschen berust/berost (Ausrüstung bzw. Bewaffnung) benutzt wurde. Noch später wurde der zweite Teil des Begriffs mit deutsch „Brust“ identifiziert.





Hängematte - Die ursprüngliche indianische Bezeichnung war hamáka . So heisst das Wort auch heute noch im Spanischen. Für das deutsche Lautsystem aber klingt das Wort fremd und so erfuhr es zwischen dem 16. und dem 18. lautliche Veränderungen die in Hängematte resultieren. Hängematte ist lautlich und semantisch dem Ursprungswort hamáka ähnlich. Das Ursprungswort selbst aber ist nicht aus den Bestandteilen hängen und Matte gebildet.





Ein Tollpatsch ist Volksetymologisch ein leicht verrückter 
(toll, wie in Tollwut, kommt von «töricht» im Sinne von «umnebelt», «betäubt»

ungeschickter täppischer (lautmalerisch: patsch) Mensch.
In Wahrheit (Etymologisch)kommt das Wort aber vom ungarischen Wort talpas (Spitzname für den ungarischen Fusssoldaten) einer Ableitung aus dem ungarischen talp für «Sohle, Fuss».

Nach der Übertragung ins Deutsche erfolgte zunächst der Bedeutungsübergang zu «(österreichischer) Soldat der eine unverständliche Sprache spricht». Die Rechtschreibkommission beendete die Eindeutschung des Begriffs, indem sie zwei l vorschrieb, darum: Tollpatsch.






Puh, das war jetzt etwas kompliziert! 
Aber mir gefällt es, wenn ich den Entstehungsweg von Worten nachschlagen kann.
Quellen: Wiktionary / Wissen.de

9 Kommentare :

Lemmie hat gesagt…

Lieber Resunad!
Wortherkünfte sind spannend. Danke für diese Aufklärungen.
Lieben Gruß
Lemmie

Dekoratz hat gesagt…

Lieber Herr Oter -
ich liiiiiiiiiiebe es,
und mir ist da einmal ein Wort "zugeflogen" - wenn Du Zeit hast, dann schau doch mal nach: "Mutschekiepchen".

Der Virus ist beharrlich - mein Bettzpifel winkt - also dann ....
Liebe Grüße - Barbara

Jutta.K. hat gesagt…

Sehr interessant!
Am meisten haben mich der "Tollpatsch2 und "windschief" beeindruckt. Man lernt immer wieder hinzu.
Danke dafür
LG
Jutta

rotzloeffel hat gesagt…

Hallo Resunad,

ich finde ja Hügelwerfer für den Maulwurf fast schöner.^^ Eine schöne Auswahl und wirklich sehr interessant.

@dekoratz, dein Dir zugeflogenes Wort kenne ich auch und finde es eins der schönsten Worte aus dem sächsischen. Hier mal eine "kleine Erklärung", die ich im Netz gefunden hab.

Motschchen, Mötschchen n. kosend, kindersprachlich: ‚Kälbchen, weibliches Kalb’
Elbe-Elster-Geb., Osterländ., Meißn.;
Lautformen: Mohtschchen, Mehtschchen, selten Muhtschchen, Mietschchen.

Motsche f. ,Kuh'
Südmärk., EEGeb., Osterländ., als kosend-kindersprachlice Bezeichnung auch im übrigen Geb.;
Lautformen: Mohtsche, Muhtsche.

Motschegiebchen => Motschekühchen

Motschekälbchen n.
1. ,weibl. Kalb' Südmärk., EEGeb., Osterländ., Westmeißn.
2. ,Marienkäfer' verstreut im gleichen Verbreitungsgebiet

Motschekühchen n. ,Marienkäfer' ( eigtl. ,kleine Kuh, Kuhkälbchen' - gehört zu den zahlreichen Benennungen für den Marienkäfer, denen Kosenamen oder kindersprachliche Wörter für Haustiere zugrunde liegen), vorwiegend in u. um Leipzig.
Lautformen: Mohtsche-, Muhtschegiebchen, -giewichen; bei -kühchen ist das alte mhd. w zwischen den Vokalen (küewechen) erhalten geblieben u. vor dem Konsonanten zum Verschlußlaut b geworden.

Motschlein, Mötschlein
1. kosend, kinderspr. ,Kälbchen, weibliches Kalb' Ost-, Südmeißn., Vogtland, Erzgebirge, Lausitz;
als Redensart: aussehen wie eingelecktes M. ,sauber u. ordentlich aussehen'.
2. Weidenkätzchen; männliche Haselnußblüte, Laus.
Lautformen: Mohtschel, Mottschel, Mehtschel, Mettschel, Muhtschel, Muttschel, selten auch Muzel, Miezel, Mutzel, Mitzel.

Hihi, und nun stell Dir mal ein Kälbchen mit schwarzgepunkteten roten Flügelchen vor. XD

Dir gute Besserung und an alle ein lieben Gruß
Rotzlöffel

rotzloeffel hat gesagt…

...und ich hab noch ein schönes Wort gefunden. Miesmuschel. Hat natürlich nichts mit mieser Laune zu tun.

Zweiter Wortbestandteil: von lateinisch musculus Mäuschen und erster Wortbestandteil: von mittelhochdeutsch mies, althochdeutsch mios = Moos, daran erinnern nämlich die vielen Fäden, mit denen sich die Muschel am Untergrund festhält.

Na ok, dann könnte man doch wieder auf mies Laune schließen: Miese Laune durch harte Festhalte-Arbeit!? :D

LG Rotzlöffel

Herr Oter hat gesagt…

Meine Lieben
Danke für die Meldungen.
Bin noch bis Sonntag in den Ferien, aber danach werde ich Euch gerne antworten
Gruss
Resunad

Dekoratz hat gesagt…

liebes rotzlöffelchen -
als ich das wort zum ersten mal gehört habe, hatte ich irgendwie das gefühl: egal was und wie - aufheben, kuscheln, davontragen ...
nun liebe ich kälbchen und auch marienkäfer ... vielleicht stricke ich ja mal ein kälbchen mit flügeln - dann nur für dich! - vielen dank für deine erläuterung! - barbara

Dekoratz hat gesagt…

an alle!
der liebe herr oter macht das doch einfach fabelhaft, gell? er zündelt und wir machen ein feuer daraus.
lieben dank dafür und herzlichste immer noch heisere grüße -
barbara

Herr Oter hat gesagt…

Zurück aus den Skiferien, komme ich endlich dazu, Euch für die Kommentare herzlich zu danken.

@Lemmie:
Gerne geschehen, liebe Lemmie. Manchmal ist es doch sehr erstaunlich, aus was sich ein Wort mit der Zeit bildet.

@dekoratz:
Ich hoffe, liebe Barbara, dass Du inzwischen den Bettzipfel loslassen und den Virus gehenlassen konntest und wieder gesund bist :)

Das "Mutschekiepchen" wurde ja vom Rotzlöffelchen liebenswürdigerweise bereits erklärt.
Ach, Sprache ist doch einfach etwas Herrliches!

Wobei wir bereits beim nächsten Wort wären:
Herrlich, kommt von hēr, einem alten deutschen Adjektiv mit den Bedeutungen "alt" und "ehrwürdig" Doch bereits im Althochdeutschen wurde das Adjektiv mit hē̌rro = Herr, in Verbindung gebracht, das "herrisch" bedeutete, bis es später die heute übliche POSITIVE Bedeutung bekam.
Einfach herrlich dieses herrlich.

@Jutta:
Du hast recht, liebe Jutta, manchmal würde man nie erwarten, woher ein Wort kommt.

@rotzlöffel:
Abgemacht, liebes Rotzlöffelchen, ab jetzt heisst er für uns beide nur noch der Hügelwerfer :)
Ob ihm das etwas ausmacht? Im Moment sicher nicht, denn der Hügelwerfer schläft sicher noch tief und fest.

Herzlichen Dank für die interessanten Erklärungen der Miesmuschel und des "Mutschekiepchen.
Ein herziges Wort, übrigens! Nun gut, es endet ja auch mit einem ...chen ;)

und nochmals @dekoratz:
Du hast mich wieder durchschaut :))
Ich liebe das "zünsla" und wenn es bei Euch ein Feuerchen entfacht, um so besser!

An alle:
Herzlichen Dank für Euer "Feuerwerk" an Ideen und Bemerkungen. Ich "zündle" weiter, versprochen.
Allen einen ganz schönen Tag und liebe Grüsse
Resunad