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Donnerstag, 30. Mai 2013
Lerne aus den Fehlern anderer.
Du kannst gar nicht lange genug leben,
um alle selbst zu machen.
(Eleanor Roosevelt)
Anna Eleanor Roosevelt
(geb. 11. Oktober 1884 in New York; gest. 7. November 1962 in New York)
Von 1933 bis 1945 war sie als Ehefrau des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt
die First Lady der Vereinigten Staaten.
Daneben war sie Menschenrechtsaktivistin, Diplomatin und eine hochrangige Politikerin in der UNO
Montag, 27. Mai 2013
Wanderleben
"Ja, ich gebe zu",
sagt er zu mir,
"man kann es auch leichter nehmen."
Da packt er das Leben
wieder auf seine Schultern
und setzt den Weg fort.
©/® Copyright by Herr Oter
;)
Samstag, 25. Mai 2013
Chronologie eines schrechlichen Verbrechens
Ein schreckliches Verbrechen beschäftigt die Schweiz seit einigen Tagen. Es ist der
Mord an Marie
und vor allem, die unglaublichen Umstände und verheerenden Irrtümer, die zu diesem Verbrechen in Payerne VD geführt haben.
Hier die Chronik dieses unglaublichen Falls, so wie sie mir aus den Medien bekannt sind:
Am 14 Januar 1998 entführt Claude Dubois (damals 22, Informatikverkäufer) seine 31-jährige Ex-Freundin Pascale, die er in einem Fitnessstudio in Bulle kurze Zeit zuvor kennengelernt hatte. In einem Chalet in La Lécherette vergewaltigt er sie und tötet sie schliesslich auf grausame Weise mit insgesamt fünf Schüssen.
Im Juni 2000 wird der Mörder zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.
Dabei wird strafmildernd berücksichtigt, dass er „erst“ 22 Jahre alt ist und darum entgeht er der lebenslänglichen Freiheitsstraf.
Das Gericht hält damals fest, dass die Tat auf «bösartige und harte» Weise geschehen sei. Der Mörder wird auch als ausgesprochen eifersüchtig und besitzergreifend, sowie zynisch und sarkastisch beschrieben.
Sein Psychiater warnt damals, dass die Rückfallgefahr dieses «skrupellosen und gefühlskalten Mannes» nicht ausgeschlossen werden könne. Er sei «pervers und narzisstisch, mit einer Persönlichkeitsstörung, die mit einer unvollständigen mentalen Entwicklung korrespondiere».
Während der Haftzeit soll es – gemäss einem Interview eines langjährigen Zellennachbar in «Le Matin» – zu einigen „Besonderheiten“ gekommen sein.
So soll sich der Mörder nie ins Gefängnis integriert haben und die Anweisungen nicht eingehalten haben. Er soll sich, „wie ein verwöhntes Kind“ benommen haben. Er soll es auch „als normal“ gefunden haben, seine Freundin getötet zu haben. Er hätte es nicht ertragen, von ihr verlassen zu werden. Er habe eine Therapie strikte abgelehnt und seine Tat auch nie bereut!
Der Täter sei auch davon besessen gewesen, im Gefängnis eine neue Frau zu finden, so der ehemalige Mithäftling.
Am 8. Mai 2004, heiratet der verurteilte Mörder im Gefängnis dann auch V. S., die er über eine Anzeige kennenlernt haben soll. Sie ist genau wie sein erstes Mordopfer Pascale von Beruf Zahnarztgehilfin.
«Er durfte aber nie mit ihr in eine Liebeszelle. Man schätzte ihn als zu gefährlich ein, um mit seiner Frau allein zu sein.», sagt der Mitgefangene.
Gemäss den Medien gerät die Beziehung aber auch im „Familienzimmer“ rasch ausser Kontrolle. Der Täter stellt immer weitere Forderungen. Er verlangt von seiner Ehefrau „obszöne Fotos in vulgärer Aufmachung“. Sie bekommt Angst und wendet sich von ihm ab. Daraufhin wird sie von ihm massiv bedroht und einmal soll er sie auch gewürgt haben.
Am 7. Juni erfolgt die definitive Trennung und der Täter soll Rache geschworen haben.
Nach Verbüssung der Hälfte seiner Gefängnisstrafe beantragt er, extern arbeiten zu können.
Der Antrag wird abgewiesen.
Am 15. Mai 2011 hat der Mörder, zusammen mit der Untersuchungshaft, zwei Drittel seiner Strafe abgesessen.
Deshalb kann er die vorzeitige Haftentlassung beantragen.
Dieser Antrag wird abgelehnt.
Er wird in ein anderes Gefängnis mit tieferer Sicherheitsstufe (Bellechasse FR) verlegt, um sein Verhalten zu testen. Es werden ihm auch begleitete Ausgänge bewilligt, danach auch solche ohne Begleitung. Anscheinend ging alles gut.
Am 3. Juli 2012 wird ein erneuter Antrag auf Haftentlassung wieder abgelehnt.
Im August 2012 entscheidet die Waadtländer Strafvollzugsbehörde, dass der Mörder den Rest seiner Strafe im Hausarrest mit einer elektronischen Fussfessel absitzen kann.
Begründung: allmähliche Vorbereitung auf seine definitive Haftentlassung am 13. Januar 2018.
Er darf sich in einem eingegrenzten Gebiet bewegen, die „Fessel“ ist jedoch nicht mit einem GPS-Gerät ausgerüstet.
Er arbeitet ab dem 20. August in einem Job der ihm sein Vater verschaffte, fährt einen grauen Toyota Yaris und hat eine eigene Wohnung in Avenches VD.
Im Oktober 2012 kommt es aber bereits wieder zu erheblichen Zwischenfällen. Gemäss Zeugen stösst er Todesdrohungen gegen Arbeitskollegen aus und veröffentlicht im Internet bösartige und sexistische Unterstellungen gegen seine Ex-Frau. Die waadtländische Bewährungshilfe schlägt Alarm und es wird eine Klage eingereicht und die Rückversetzung in die Haftanstalt verlangt.
Am 23. November 2012 hebt die gleiche Behörde den Hausarrest wieder auf und ordnete die erneute Inhaftierung an.
Gegen diesen Entscheid legt die Anwältin des Delinquenten Rekurs ein.
Am 14. Januar 2013 gewährt ein einzelner Strafvollzugsrichter dem Rekurs eine aufschiebende Wirkung und der Mörder wird erneut in den Hausarrest entlassen.
Im März 2013 wird der Hausarrest für den Mörder (jetzt 36 Jahre alt) offenbar bestätigt.
Der Mörder lernt sein späteres 2. Opfer Marie (19) kennen.
Am 13. Mai 2013 wird Marie vermisst. Sie wurde vom Delinquenten entführt.
Am 14. Mai kann der Entführer nach einer wilden Verfolgungsjagd mit mehreren Schüssen gestoppt und verhaftet werden. Er ist nur geringfügig verletzt. Der elektronischen „Fessel“ aus Kunststoff hatte er sich inzwischen entledigt.
In der darauf folgenden Nacht führt er die Polizei zur Leiche der jungen Frau, die er in einem Waldstück in der Nähe von Châtonaye im Kanton Freiburg umgebracht hatte. Die Umstände ihres Todes sind noch unklar. Er verweigert daraufhin auch jedliche weitere Aussage.
___________________________________________________________________
Soweit der Ablauf der Ereignisse, wie ich sie aus diversen Medien entnehmen konnte.
Stellvertretend sind die folgende Zeitungen erwähnt:
Sonntagszeitung, Tagesanzeiger, Blick und 20min.
Über diese Links können auch weitere Berichte sowie Fotos angezeigt werden.
Meine Meinung dazu:
Ich denke, dass sich anhand dieser Fakten jeder ein eigens Bild darüber machen kann, ob in diesem Fall richtig entschieden und gehandelt wurde. Für mich ist es ein Skandal.
Aber man hat erneut eine Besserung in der Beurteilung der Straftäter und eine Überprüfung der Haftprozesse versprochen.
Genau so, wie bei früheren, ähnlichen Fällen:
dem Mord an Pasquale Brumann 1993 oder dem Mordfall Lucie im März 2009, bei denen auch versichert wurde – dass es «einen solchen Mordfall nie mehr geben soll».
:(
Donnerstag, 23. Mai 2013
Dinge die im Alter besser werden
Dinge die im Alter besser werden
Jeder will alt werden, aber nicht alt sein.
Denn das Alter, so glaubt man, hält vor allem Krankheit, mindere Lebensqualität und nicht zuletzt den schleichenden Tod bereit. Aber nicht immer muss das Alter ein Nachteil sein. Das beweisen der Wein, der Käse und alte Freunde.
Aus meiner Erfahrung, gibt es nebst einem unbestrittenen körperlichen Zerfall nämlich auch durchaus positive Entwicklungen bei zunehmendem Alter.
- abnehmende Verantwortung
- mehr frei verfügbare Zeit
- ein Mittagsschläfchen*
- weniger Stress und Hektik*
- mehr Gelassenheit und Geduld*
- mehr Zufriedenheit weil man weniger "haben muss"*
- mehr Weisheit und bessere Lebensstrategien
- mehr Selbstvertrauen durch gemachte Erfahrungen
- mehr Akzeptanz und Achtung
- eine grössere "Narrenfreiheit"
Also viele Dinge, um optimistisch in den dritten Lebensabschnitt zu schauen
und sich positiv und munter auf die Zukunft zu freuen.
Altern beginnt im Kopf
;)
Dienstag, 21. Mai 2013
Gelassenheitsgebet
Gelassenheitsgebet
Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Verfasser: vermutlich Reinhold Niebuhr ca. 1941/42
Beruht auf älteren Vorgänger-Versionen
Karl Paul Reinhold Niebuhr
( 21. Juni 1892 bis 1. Juni 1971
war ein einflussreicher US-amerikanischer Theologe, Philosoph und Politikwissenschaftler.
Die besonnene Gelassenheit, hat Sokrates als menschliche Haupttugend hervorgehoben
Sonntag, 19. Mai 2013
Methusalem und Hoppel
Methusalem und Hoppel
„Komm Hoppel, ich muss dir etwas zeigen!“, ruft Methusalem, die griechische Landschildkröte dem Feldhasen zu, kaum hat dieser gegen Mittag seinen Kopf aus dem kargen Bau gestreckt.
„Nu, nu, Herr Nachbar Schildkröte, nur nicht so hektisch am frühen Morgen.“
Der Hase gähnt ausgiebig, streckt sich und blinzelt noch etwas schlaftrunken in die grelle Frühlingssonne.
„Du scheinst mir mächtig aufgeregt. So ungeduldig kenne ich dich gar nicht, du alter Grieche.“
Der „Hase“ legt sich wieder gemütlich in seine Sasse.
Gestern Nacht war es bei ihm etwas spät geworden – ein aufregendes Techtelmechtel mit einer Häsin.
„Früher Morgen!“, erhitzt sich nun die Schildkröte und bewegt sich dabei hastig drei Zentimeter auf den Hasen zu.
„Ha, dass ich nicht lache!“ Methusalem wiegt dabei seinen Kopf ungeduldig hin und her.
„Nun, ich warte schon seit Stunden, bis du endlich aufwachst! Wie kann man am Tage auch nur so lange schlafen!“
Doch der Hase lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Es ist Frühling, Herr Nachbar!“
„Die Triebe sind erwacht, die Häsinnen neckisch und die kurzen Nächte lau“, frohlockt der Hase schmunzelnd.
„Wir müssen unserem Ruf als das Symbol der Fruchtbarkeit getreu bleiben!“
„Eben, Frühling ist es! Bei diesen Temperaturen ist man doch fit und munter. Man hat ja den ganzen kalten Winter durchgeschlafen.
Jetzt, da die Tage länger werden, ist es doch höchste Zeit, in Windeseile sein Nest in Ordnung zu bringen und endlich wieder an den erwachten, zarten Trieben des jungen Löwenzahns zu knabbern.“
„Windeseile!“, ergötzt sich der Hase.
„Unsere Bedächtigkeit begründet unser langes Leben“, verteidigt sich die Schildkröte.
„Nu, nu, Herr Nachbar Schildkröte, nur nicht so hektisch am frühen Morgen.“
Der Hase gähnt ausgiebig, streckt sich und blinzelt noch etwas schlaftrunken in die grelle Frühlingssonne.
„Du scheinst mir mächtig aufgeregt. So ungeduldig kenne ich dich gar nicht, du alter Grieche.“
Der „Hase“ legt sich wieder gemütlich in seine Sasse.
Gestern Nacht war es bei ihm etwas spät geworden – ein aufregendes Techtelmechtel mit einer Häsin.
„Früher Morgen!“, erhitzt sich nun die Schildkröte und bewegt sich dabei hastig drei Zentimeter auf den Hasen zu.
„Ha, dass ich nicht lache!“ Methusalem wiegt dabei seinen Kopf ungeduldig hin und her.
„Nun, ich warte schon seit Stunden, bis du endlich aufwachst! Wie kann man am Tage auch nur so lange schlafen!“
Doch der Hase lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Es ist Frühling, Herr Nachbar!“
„Die Triebe sind erwacht, die Häsinnen neckisch und die kurzen Nächte lau“, frohlockt der Hase schmunzelnd.
„Wir müssen unserem Ruf als das Symbol der Fruchtbarkeit getreu bleiben!“
„Eben, Frühling ist es! Bei diesen Temperaturen ist man doch fit und munter. Man hat ja den ganzen kalten Winter durchgeschlafen.
Jetzt, da die Tage länger werden, ist es doch höchste Zeit, in Windeseile sein Nest in Ordnung zu bringen und endlich wieder an den erwachten, zarten Trieben des jungen Löwenzahns zu knabbern.“
„Windeseile!“, ergötzt sich der Hase.
„Unsere Bedächtigkeit begründet unser langes Leben“, verteidigt sich die Schildkröte.
Bildquelle: von Domaris by pixelio.de / Nr. 145904
„Ha, du hast gut reden, Herr Nachbar“, spottet Hoppel weiter.
„Bei deinem Tempo würde ich auch erst im Herbst wieder richtig müde. Doch dieses Jagen und Boxen im Frühling, diese ganze Hetze um ein junges Häschen, das macht einem jedes Jahr mehr zu schaffen. Man würde meinem, ein alter Hase wie ich, müsste mit den Jahren doch ruhiger und weiser werden, aber es ist jeden Frühjahr wieder das gleiche.“
Der müde „Hoppler“ lächelt versonnen und gibt sich wieder seinen süssen Träumen hin.
„Was heisst hier alter Hase!“ ereifert sich Methusalem lautstark und erschreckt dabei „Meister Lampe“ erneut.
„Du mit deinen lumpigen fünf Lenzen – ha, dass ich nicht lache. Jungspund kann man da nur sagen!
Dir fehlt es einfach an unserer sprichwörtlichen Ausdauer und, mit Verlaub gesagt, auch an der ehelichen Treue.
Aber so seit ihr eben, ihr – Rammler!“
Bei den letzten Worten zieht die alte Schildkröte vorsichtshalber rasch ihren Kopf ein.
Aber der „Mümmelmann“ ist viel zu träge, um auch nur eine Hasenpfote anzuheben.
„Angsthase!“ ruft Hoppel schnell.
„Das wird uns zwar immer zugeschrieben – ja, manche verwenden sogar das für uns entwürdigende Wort „Schisshase“ – aber wer zieht sich bei der geringsten Gefahr jedes Mal in seinen Panzer zurück?“
Eine kurze Pause entsteht und dann beruhigt der Hase gönnerhaft: „Ich mache dir schon nichts.“
Dabei legt er seinen Kopf wieder auf die kurzen Vorderbeine.
„Überhaupt“, ereifert sich der Hase von neuem. „Es ist sowieso ungerecht, für euch „Urtiere“ verwenden sie nur die positivsten Eigenschaften – Weisheit, Güte, Geduld oder ewiges Leben.“
„Und Beharrlichkeit, Ausdauer und eben – Treue“ ergänzt Methusalem die Aufzählung des Hasen und streckt stolz seinen beschuppten Kopf wieder aus dem Panzer.
„Nimm dir ein Beispiel an mir und meiner Harriet – wir sind uns treu seit über 50 Jahren. Auch wenn man das, bedingt durch meine Griechischen Abstammung, nicht unbedingt von mir erwarten würde. Aber so sind wir Schildkröten eben – ruhig und besonnen!“
Etwas Weitsicht könnte auch euch Hasen nicht schaden, auch wenn der uns eigene Rundblick von euch kaum erwartet werden darf.“
„Pha, fünfzig Jahre, wie sollte ich auch können....“, murmelt der "Löffler".
Methusalem rückt etwas näher zum Hasen.
„Doch nicht jedes Jahr...... Aber dazu müsste man seiner Partnerin eben etwas bieten können. Vielleicht eine rechte Behausung, Herr Hase!
„So wie ich meiner Harriet! Denn, auch wenn bei uns Schildkröten ja jeder seine eigene Wohnung mitbringt, habe ich für Harriet ein gemütliches, kuscheliges Nest bereit gehalten.
„Dafür haben wir lange Gänge!“ kontert der Feldhase schnell.
„Ach, der ganze Nestbau wird doch einfach überbewertet – kaum sind sie eingezogen, gehen sie ja doch wieder. Ist doch jedes Jahr das Gleiche – und dafür hoppelt man ihnen nächtelang hinterher“. Missmutig bewegt der Hase seine „Blume“ hin und her.
„Bei deinem Tempo würde ich auch erst im Herbst wieder richtig müde. Doch dieses Jagen und Boxen im Frühling, diese ganze Hetze um ein junges Häschen, das macht einem jedes Jahr mehr zu schaffen. Man würde meinem, ein alter Hase wie ich, müsste mit den Jahren doch ruhiger und weiser werden, aber es ist jeden Frühjahr wieder das gleiche.“
Der müde „Hoppler“ lächelt versonnen und gibt sich wieder seinen süssen Träumen hin.
„Was heisst hier alter Hase!“ ereifert sich Methusalem lautstark und erschreckt dabei „Meister Lampe“ erneut.
„Du mit deinen lumpigen fünf Lenzen – ha, dass ich nicht lache. Jungspund kann man da nur sagen!
Dir fehlt es einfach an unserer sprichwörtlichen Ausdauer und, mit Verlaub gesagt, auch an der ehelichen Treue.
Aber so seit ihr eben, ihr – Rammler!“
Bei den letzten Worten zieht die alte Schildkröte vorsichtshalber rasch ihren Kopf ein.
Aber der „Mümmelmann“ ist viel zu träge, um auch nur eine Hasenpfote anzuheben.
„Angsthase!“ ruft Hoppel schnell.
„Das wird uns zwar immer zugeschrieben – ja, manche verwenden sogar das für uns entwürdigende Wort „Schisshase“ – aber wer zieht sich bei der geringsten Gefahr jedes Mal in seinen Panzer zurück?“
Eine kurze Pause entsteht und dann beruhigt der Hase gönnerhaft: „Ich mache dir schon nichts.“
Dabei legt er seinen Kopf wieder auf die kurzen Vorderbeine.
„Überhaupt“, ereifert sich der Hase von neuem. „Es ist sowieso ungerecht, für euch „Urtiere“ verwenden sie nur die positivsten Eigenschaften – Weisheit, Güte, Geduld oder ewiges Leben.“
„Und Beharrlichkeit, Ausdauer und eben – Treue“ ergänzt Methusalem die Aufzählung des Hasen und streckt stolz seinen beschuppten Kopf wieder aus dem Panzer.
„Nimm dir ein Beispiel an mir und meiner Harriet – wir sind uns treu seit über 50 Jahren. Auch wenn man das, bedingt durch meine Griechischen Abstammung, nicht unbedingt von mir erwarten würde. Aber so sind wir Schildkröten eben – ruhig und besonnen!“
Etwas Weitsicht könnte auch euch Hasen nicht schaden, auch wenn der uns eigene Rundblick von euch kaum erwartet werden darf.“
„Pha, fünfzig Jahre, wie sollte ich auch können....“, murmelt der "Löffler".
Methusalem rückt etwas näher zum Hasen.
„Doch nicht jedes Jahr...... Aber dazu müsste man seiner Partnerin eben etwas bieten können. Vielleicht eine rechte Behausung, Herr Hase!
„So wie ich meiner Harriet! Denn, auch wenn bei uns Schildkröten ja jeder seine eigene Wohnung mitbringt, habe ich für Harriet ein gemütliches, kuscheliges Nest bereit gehalten.
„Dafür haben wir lange Gänge!“ kontert der Feldhase schnell.
„Ach, der ganze Nestbau wird doch einfach überbewertet – kaum sind sie eingezogen, gehen sie ja doch wieder. Ist doch jedes Jahr das Gleiche – und dafür hoppelt man ihnen nächtelang hinterher“. Missmutig bewegt der Hase seine „Blume“ hin und her.
„Aber, Herr Nachbar, was gibt es denn nun so Wichtiges, dass du mich erschrecken musstest, kaum war ich aufgewacht?“, fragt Hoppel mit einer gespielten Muffigkeit und seine Blume flacht sich dabei etwas ab. Doch die Schildkröte übersieht das signalisierte Interesse wie immer.
„Ich habe gestern unsere Behausung weiter ausgebaut“, erklärt die Schildkröte sichtlich stolz, „und Harriet war darüber auch sehr glücklich. Sie hat es mir ausgiebig gedankt, letzte Nacht.“
„Ja, das kann ich mir denken! Nachdem sie nun schon Jahrzehnte lang auf die vollständige Einrichtung warten musste, wird sie sich sicher gefreut haben.“
Der Hase überlegt etwas und fährt weiter fort: „Ich frage mich bloss, warum man damit so zuwarten kann.“
„Warum richtet man sich nicht gerade zu Beginn vollständig ein, statt sich alle paar Jahre ein weiteres Stück anschaffen?“
„Wir Schildkröten haben Zeit“, erklärt Methusalem betont langsam.
„Wir haben eben eine sehr lange Perspektive. Bei uns muss nicht alles auf einmal sein. Wer sich nach und nach immer wieder etwas Neues zulegt, der hat immer wieder das Gefühl der Errungenschaft und des Fortschrittes, während die anderen ständig meinen, man würde sich ja nie etwas Neues leisten.“
Ja, ja, so seit ihr eben, ihr Schildkröten, langsam und träge!“, erwidert darauf der Hase.
„.... und sehr, sehr weise“, ergänzt die Schildkröte mit einem verschmitzten Lächeln.
® Copyright by Herr Oter
Bildquelle: von Grey59 by pixelio.de / Nr. 506755
:)
Donnerstag, 16. Mai 2013
Summ mir das Lied vom Tod
Bienen
wo sind sie geblieben
Goldene Rapsfelder zwischen frischgepflügten Feldern, prachtvoll blühende Obstbäume, farbenfrohe Gärten und saftgrüne Wiesen übersät mit gelben Löwenzahnblüten – so präsentiert sich endlich auch heuer der langersehnte Frühling. Nur vermisse ich in diesem Jahr leider viel zu oft den dazu perfektpassenden „blauen Himmel mit weissen Wölkchen“ und die wärmende Sonne.
Ich frage mich, ob auch die Bienen darunter leiden? Denn wie mir scheint, sehe ich sie in diesem Frühjahr viel seltener mit ihrem sprichwörtlichen Fleiss von Blüte zu Blüte schwirren.
Dabei muss so eine „Nektarsammlerin“ wirklich emsig sein, denn für die ca. 15 Gramm Honig, die man auf ein Honigbrötchen streicht, ist eine Biene etwa 2000 Kilometer unterwegs und für ein Glas voll Honig muss eine „Imme“ (alter Imkerbegriff) ganze 75'000 Kilometer – also fast zweimal um die Erde – fliegen.
Doch, ist am Fehlen der Bienen wirklich nur die Wetterlage schuld?
Oder wird das weltweite, stille Sterben der Bienenvölker – nebst den erhöhten Winterverlusten durch den starken Befall mit Varroa-Milben oder durch die Infektionen mit Viren – auch durch eine parasitäre Fliegenart namens Apocephalus borealis mitverursacht? Die Forschung wird es herausfinden.
Jedoch nicht ganz unschuldig am immensen Bienensterben dürfte auch unsere extensive Landwirtschaft sein!
Denn in der Schweiz werden, nicht zuletzt auch in privaten Gärten und Grünanlagen rund 2'000 Tonnen Pestizide eingesetzt.
Darum plant die EU und das Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft, vorläufig drei Bienenkiller-Pestizide auf Raps-, Mais-, Sonnenblumen- und Baumwollkulturen für zwei Jahre zu suspendieren.
Ein wichtiger, erster Schritt zum Schutz der gefährdeten Bienen.
Bildquelle: Grace Winter / pixelio.de / 366174
Auch wenn die Honigbienen nicht die einzigen, wichtigen „Bestäuber“ von verschiedenen Früchten und Samen sind – wilde Insekten wie Wildbienen, Hummeln, Fliegen oder winzige Mücken sind da effizienter – ist der domestizierte Honigsammler doch für eine reiche Ernte wichtig.
35% der weltweiten Nahrungsmittelproduktion hängt von bestäubenden Insekten ab. Von 100 Kulturpflanzen, die 90% der gesamten Nahrungsmittelproduktion bedeuten, werden 71 von Bienen bestäubt und ca. 4000 in Europa angebaute Gemüsesorten gibt es nur dank der fleissiger Bienen.
Es bleibt also zu hoffen, dass weitere Schritte zum Schutz der Insekten getan werden, denn hinter einer Biene steckt eben mehr als eine „Maya“ oder ein Honigbrötchen.
©® Copyright by Herr Oter
:)
Samstag, 11. Mai 2013
SelbstverwirklICHung
oder
SelbstverWIRklichung
Ich bin für
SelbstverWIRklICHung
dazu noch ein Zitat:
Wer sich verwirklichen will,
muss sich nicht nur von Fremdbestimmung,
sondern auch von Selbsttäuschung befreien.
© Ernst Reinhardt (*1932),
© Ernst Reinhardt (*1932),
Dr. phil., Schweizer Publizist und Aphoristiker
Quelle: »Gedankensprünge«, Aphorismen,
Friedrich Reinhardt Verlag, Basel, 2003
übrigens:
Selbstverwirklichung beinhaltete viel:
Ich
Wir
Selbst
Wirklich
Verwirklichung
:)
Donnerstag, 9. Mai 2013
In den höchsten Tönen
In den
höchsten Tönen schwärmen, das können viele, doch nicht immer alle
mögen das hören.
Nicht so
die „Grosse Wachsmotte“.
Sie kann
Töne mit einer Frequenz von bis zu 300 Kilohertz empfangen – der
höchste Wert, der bislang im Tierreich gemessen wurde. Da kann nicht
einmal die Fledermaus, die diese Motten bei der Jagd mittels
Ultraschall ortet, mithalten. Ihre Töne reichen nämlich nur bis 212
Kilohertz.
Im
Vergleich, die Obergrenze des menschlichen Hörvermögens liegt
gerade mal bei 18 bis 20 Kilohertz.
Dabei
ist das Gehör der Wachsmotte äusserst einfach aufgebaut: Eine
schwingende Membran und nur vier Hörzellen. Während beim Menschen
das Aussenohr, das Mittelohr – mit Trommelfell, Gehörknöchelchen
Hammer, Amboss und Steigbügel – und dem Innenohr mit seinen
zehntausenden Haarzellen eine hohe Komplexität erreicht.
Wer ist
nun dieser aussergewöhnliche Hörkünstler?
Die
„Grosse Wachsmotte“ (Galleria mellonella) ist laut Wikipedia ein
nachtaktiver Kleinschmetterling mit einer Flügelspannweite von 20
bis 40 Millimeter. Sie ernährt sich vor allem von Pollenresten und
Bienenwachs und die Weibchen legen darum ihre Eier in Bienenstöcken
ab.
Viele
haben jedoch nicht so ein „süsses“ Leben, denn die „ Grosse
Wachsmotte“ wird gerne als Versuchstier in vielen Labors und
Forschungsinstituten gehalten und bei Fischern wird die Raupe gerne
als Lebendköder verwendet.
:)
Dienstag, 7. Mai 2013
Das A und O
eines erfolgreichen Blogs sind dessen Einträge
eines erfolgreichen Blogs sind dessen Einträge
Was meine obige Aussage bedeutet, weiss jeder und bestrittet wird sie vermutlich auch von niemandem.
Aber vielleicht fragt sich jemand, wo diese Redewendung ihren Ursprung hat.
„Das A und O“
stammt aus dem Griechischen und die Wendung bedeutet wörtlich
„der Anfang und das Ende“.
Denn das A (Alpha) ist der erste und das O (Omega) der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets.
Bereits in der Bibel wir das „A und O“ verwendet, um die Allmacht Gottes darzustellen.
So heisst es z.B. in den Offenbarungen des Johannes, Kapitel 1, Vers 8:
"Ich bin das A und das O (Ω), der Anfang und das Ende, spricht der Herr, der da ist, der da war und der da kommt, der Allmächtige."
Übrigens haben auch unsere Buchstaben eine sehr interessante Entwicklungsgeschichte.
So entwickelte sich unser Lateinisches A aus dem ägyptischen Zeichen für einen Ochsenkopf und das heutige O aus dem proto-semitischen Auge.
Siehe dazu die Entwicklung des "A" und "O" in Wikipedia.
:)
Samstag, 4. Mai 2013
Mehr als nur ein Google-Reader-Ersatz
Am 1.
Juli wird der Google-Reader-Dienst eingestellt.
(Ich habe
HIER darüber bereits geschrieben)
Diese
Ankündigung war für mich anfangs ein kleiner Schock.
Denn mit
diesem nützlichen
Dienst kann
ich alle
meine „verfolgten“ Blog's
und die
viele
RSS/Atom-Feeds,
also Neuigkeiten
von Medien-, Informations-
und Fachseiten, übersichtlich
gruppiert, auf
einer Webseite schnell
und einfach anzeigen
lassen und durchsehen.
Ist ein „feed“
interessant, lässt sich die entsprechende
Web-Seite mit
einem Klick
öffnen. Die
„feeds“ werden
danach als gelesen „abbucht“
oder für
spätere Verwendungen gespeichert.
Weil
dieser Dienst für mich wichtig ist, musste ein guter Ersatz her.
Feedly
ist kostenlos und läuft via Browser (Firefox/Chrome usw) auf dem
MAC/PC und ist auch mobile für alle IOS-Geräte, Android und den
Kindle nutzbar. Das war mir wichtig, damit ich den Dienst,
automatisch aktualisiert, auf allen meinen Geräten immer und überall
nutzen kann.
Die
Übernahme der
Google-Reader-Abonnements
ist sehr einfach und
schnell vollzogen. Es
ist nicht einmal erforderlich, ein neues Konto anzulegen.
Feedly
empfängt uns
mit einer aufgeräumten, schicken und
einfachen Oberfläche,
auf der man
sich sofort zurechtfindet.
Sie bietet
alles (und viele
Extras mehr)
was den Google-Reader so „unverzichtbar“ für mich gemacht hat.
Zusätzlich
zu den genannten Daten-Quellen (wie
Blogger/Wordpress,
RSS, Websites) ist
Feedly
auch für
postings von Twitter, FB, Delicious, YouTube, Amazon usw.
empfänglich.
Feedly
ist übersichtlich
gestaltet und
bietet viele
persönliche Anpassungsmöglichkeiten. So
zum Beispiel fünf
verschiedene
„feed“-Ansichten,
ein
ausbaubares
Ordnersystem,
Saved for
later, „tagging“
und vieles mehr. Besonders
nützlich ist, dass die
Posts mit verschiedenen
Varianten von „Wisch-Bewegungen“
als
„gelesen“
oder „ungelesen“
markiert
werden können.
Fazit: Feedly ist nach einer kurzen Umstellungs- und Eingewöhnungszeit (nicht
zuletzt wegen
der vielen
nützlichen
Extras),
mehr als nur
ein ebenbürtiger
Ersatz!
Feedly
ist
schnell
den eigenen Wünschen und Gewohnheiten angepasst und zeigt durch die
vielfältigen Einstellungen immer
das
Richtige und
Wichtigste.
Gerade diese vielen, kleinen Hilfen sind es, die man
am
Anfang aber
etwas
ausprobieren
muss.
Doch,
wenn man sie einige
Zeit genutzt
hat, merkt man, wie hilfreich sie im Alltag sein können.
(Link zu Webseite: Feedly)
:)
Donnerstag, 2. Mai 2013
London-Erinnerung I
Natürlich
waren sie ständig wieder da – die Erinnerungen und Bilder von
damals.
London
1976
Gerade
mal zwanzig Jahre alt, wohnte ich zusammen mit La Perla, während gut
sechs Monaten in dieser 8 Millionen Metropole. Eine recht
abenteuerliche Zeit für zwei, die in kleinen Bergdörfern
aufgewachsen waren.
Wunderliches
und „Aufregendes“ fanden wir dort vor. Schuhe mit 15 cm hohen
Absätzen und Hot Pants, deren ausgefranste Ränder die Gesäßbacken
auch nicht richtig zu bedecken vermochten. Die aufkommenden Punks mit
ihren Sicherheits-Nadeln in den Wangen und dann wir sahen die ersten
„skandalösen“ Auftritte der „Sex Pistols“, einer Punkband,
die mit ihren „obszönen“ Auftritten sogar die Engländer
schockierten.
Deswegen
sah ich, mit meinem schulterlangen Haar und dem dort „veralteten“
Hippie-Style, neben den aktuellen Punks mit ihrem rot-grünen Kamm
zwischen zwei glatt rasierten Kopfhälften und den „genagelten“
Lederjacken, bereits damals schon – „sehr alt“ aus.
Doch 37
Jahre später, bei meinem letzten Londonbesuch vor ein paar Wochen,
war ich wieder voll dabei.
Denn auf
dem „Piccadilly Circus“, dem Platz der Welt-Jugend von damals,
sassen nun vor allem Touristen in meinem Alter um den altehrwürdigen
Erosbrunnen herum. Dabei schwelgten sie, mit einer kleinen Träne im
Auge, im vergangenen Spirit von damals, denn der Platz hat nach dem
Umbau vor ein paar Jahren, jegliches Flair verloren. Auch in der
„Carnaby Street“ – mit dem früheren Charme seiner kleinen
Designer-Boutiquen, in deren Schaufenstern damals die verrücktesten
Kleider und ausgefallensten Schuhe der Welt zu bestaunen waren –
mussten inzwischen alle von damals, mit einer Ausnahme, dem Einerlei
der mondänen Verkaufsstellen grosser Labels, mit ihren überteuerten
und überall gleichen Auslagen, weichen.
Nur an
den beiden Enden der heutigen Touristenstrasse trotzen – Grenadier
Guards“ gleich – das Pub „Shakespeares Head“ und das
altehrwürdige Kaufhaus „Liberty’s“, noch immer der modernen
Zeit.
Aber auch
am Hyde Park Corner tut kaum noch jemand engagiert und vehement wie
damals, seine freie Meinung kund, denn vermutlich haben Twitter und
Co, die schmalen Rednerpulte inzwischen endgültig abgelöst. Aber ob
das „Gezwitscher“ genau so lustig ist......?
Man darf
sich sicher etwas den „wehmütig“ Erinnerungen hingeben, aber
natürlich kann man nicht vergleichen. Denn überall hat sich im
Laufe der Jahre ja vieles verändert und oft doch auch zum Guten.
So sind
die Londoner allgemein viel, viel freundlicher geworden und die
Sauberkeit auf den Strassen, Plätzen und Parks hat sich sehr stark
verbessert. Verwahrloste, „Drögeler“ und Bettler sieht man kaum
noch und aufdringliche Strassenhändler, wie es sie in Rom zuhauf
gibt, hat es keine. Die damals verhassten und unterprivilegierten
„Schwarzen“ sind heute völlig integriert und akzeptiert und in
jeder Position anzutreffen.
Auch die
typischen, schwarzen Taxis haben sich der Zeit etwas angepasst und
manche sind origineller und farbiger geworden – gerade die haben
mir zum Teil besonders gefallen. Die jungen Leute sind inzwischen
zwar zu anderen Treffpunkten der Welt weitergezogen, aber erstaunlich
viele alte, bereits totgesagte, rote Telefonkabinen stehen noch immer
dort.
Das
weltbekannte „Mind the gap“ gehört auch nicht mehr
typischerweise zur Geräuschkulisse jeder Underground-Station –
genauso wie der schwarze Regenschirm nicht mehr zwingend zu jedem
Londoner gehört. Dafür ist nun jede Tube-Station der grössten und
ältesten U-Bahn der Welt sauber, hell und freundlich. Die modernen
Busse sind aber noch immer rot, nur haben sie nun auch, wie überall
auf der Welt, einen Ein- und einen Ausstieg mit automatischen Türen,
die verhindern, dass man beim Rotlicht oder bei langsamer Fahrt
spontan Aus- oder Einsteigen kann – denn warum sollten die (nicht
mehr) so „versnobten“ Londoner da noch eine Ausnahme machen.
Dafür sind die Busse jetzt moderner, leiser, umweltfreundlicher und
fahren auch für die Fahrgäste etwas „schonender“.
Und doch,
den legendären, roten Doppeldecker-Bus, the Routemaster, mit dem
einen, türlosen, hinteren Einstieg und dem dort angebrachten,
auffällig knallgelben Haltegriff-Stange, habe ich dennoch gefunden.
Denn er knattert noch immer zu laut, aber zuverlässig auf zwei
bestimmten „Heritage Routen“ von Haltestelle zu Haltestelle und
wirft mit seinem harten Gangwechsel und den abrupten Bremsmanövern,
wie früher, die illusteren Fahrgäste beinahe von den Sitzbänken.
Doch man darf noch immer zu- und aussteigen, wann man will und das
habe ich natürlich mit heller Freude auch mehrmals getan.
Nur,
statt der oft etwas älteren, schwarzen, meist „gewichtigen“ Frau
mit dem typisch „losen“ Mundwerk der damaligen „Bus
conductors“, begrüsst einem heutzutage eine junge, zierliche,
hellhäutige „customer hosts“ mit einem freundlichen Lächeln und
ohne die gelächterheischenden Sprüche. Doch auch die alte
Schaffnertasche mit dem „Coin dispenser“ – hierzulande nennt
man sie Münzwechsler oder auch Galoppwechsler und mit dem typischen
„klack-klack-klack“ des Hebelmechanismus allen Älteren vertraut
– musste der modernen, elektronischen „Oyster card“ endgültig
Platz machen.
Conductor´s bag with a coin dispenser
(Schaffnertasche mit Münzmagazin, umgangssprachlich Galoppwechsler)
Bild-Lizens by: LosHawlos / Bild-Quelle: Wikimedia Commons
Aber noch
mehr vermisst habe ich das vertraute „Fares please, enoyne fair
please“ des Kondukteurs, das er früher nach jedem Halt einige Mal
durch den Wagen gerufen hat und damit die Fahrgäste aufforderte, den
Fahrpreis ohne zu schummeln zu bezahlen.
Genau so
verstummt ist auch das „Gling“ für den nächsten Halt oder das
„Gling-Gling“, mit dem die Bussführerin dem Fahrer Bescheid zur
Abfahrt gab. Das Seil durch den Bus ist zwar noch vorhanden, aber es
wird nun mittels Knopfdruck ein optisches Signal zum Fahrer gegeben.
Auch die alten, oft undichten Kurbelfenster wurden durch Klappfenster
ersetzt – doch kurz vor der Endstation kommt noch immer der
„conductor“ im Oberdeck nach vorne und kurbelt an der Anzeige die
neue Endhaltestelle nach oben.
Trotz all
diesen Veränderungen, bin ich gerne über eine Stunde lang im
legendären Londoner-Bus auf der Heritage Route 15 gefahren. Vorbei
an vielen alten Sehenswürdigkeiten und modernsten Wolkenkratzern,
aber in Gedanken doch oft Jahrzehnte zurück. So kam mir
beispielsweise wieder in den Sinn, als wir mit unserer betagten
Landlady gemeinsam den Portobello-Road-Market besuchten. Ein seltenes
Erlebnis der besonderen Art, aber davon erzähle ich mehr ein anders
Mal.
;)
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