Der schönste erste Satz
oder:
Drei Wörter als Auftakt zu einer Weltgeschichte.
Drei Wörter als Auftakt zu einer Weltgeschichte.
In der Literaturszene gibt es eine neue, weitere Auszeichnung, denn es wurde vor kurzem in Frankfurt, der "schönste erste Satz“ der deutschsprachigen Literatur verkündet.
Seit 2004 kommt mit "Habseligkeiten" auch noch das immerwährend "schönste Wort der deutschen Sprache" dazu und erst vor wenigen Wochen wurde mit dem türkischen Dreiklang "Yakamoz" für "Widerspiegelung des Mondes im Wasser" sogar das "schönste Wort der Welt" gekürt.
Doch nicht genug der Wort-Ehrungen: So erhielt erstmalig im letzten Dezember auch noch das „Kleinod“ den Titel des bedrohtesten Wortes der deutschen Sprache.
Der erste Satz ist sozusagen der Brühwürfel, mit dem die ganze folgende Suppe gekocht wird.
Daher formulieren Erzähler so aufreizende erste Sätze wie «Es war einmal eine alte Geiss» oder «Strapse! Schwarze Strapse!» oder halt «Ich bin nicht Stiller».
Wortfolgen von unglaublicher Aussagekraft die zum Weiterlesen zwingen. Nur, wer sich nicht für Ziegenhaltung interessiert, Strumpfhosen für praktischer hält oder nicht von vorneherein so negativ angesprochen werden möchte, wird mit diesen Anfangssätzen die Brüder Grimm, F. Schulz oder Max Frisch nie kennen lernen.
«Ilsebill salzte nach»
Das ist der ersten Satz aus "Der Butt" von Günter Grass.
Auch werden damit Fragen aufgeworfen:
„Wer ist Ilsebill?“
(Ich kannte bis jetzt nur die Ilsebill aus dem Märchen vom „Fischer und seiner Frau“ der Gebrüder Grimm, und tatsächlich verbindet das Buch „Der Butt“ Elemente des alten Märchens mit einem Resümee über die letzten 400 Jahre menschlicher Geschichte: Gezeichnet von Gewalt, entschieden von Männern, aber gestaltet von Frauen)
Weitere Fragen stellen sich:
„Warum salzte sie nach?“ „Wie viel salzte sie nach?“ „Wann salzte sie nach“ und - „hat sie etwa zuviel nachgesalzten?“
Ich glaube nämlich, dass Ilsebill ziemlich tüchtig nachgesalzen hat - so viel, bis der Leser, zumindest kulinarisch, auf den Geschmack kam.
„Warum salzte sie nach?“ „Wie viel salzte sie nach?“ „Wann salzte sie nach“ und - „hat sie etwa zuviel nachgesalzten?“
Ich glaube nämlich, dass Ilsebill ziemlich tüchtig nachgesalzen hat - so viel, bis der Leser, zumindest kulinarisch, auf den Geschmack kam.
Doch man kann sagen, dass Ilsebill diesen Plattfisch sicher nicht versalzen hat, denn das Gericht scheint gelungen sein und so konnte Günter Grass den „Butt“ (trotz verschwiegener brauner Vergangenheit) über 8 Mio. Mal verkaufen.
Würde tüchtiges Nachsalzen, meinem Blog auch nützen?
"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt."
Na ja, tönt jedenfalls spannend und schauerlich.
"Hamilkar Schaß, mein Großvater, ein Herrchen von, sagen wir mal, einundsiebzig Jahren, hatte sich gerade das Lesen beigebracht, als die Sache losging."
Dieser Satz, das muss ich sagen, der gefällt mir sehr.
Für mich ist nämlich der beste Satz noch immer, der Anfang von George Orwell’s Buch: 1984. Der so lautet:
Es war ein strahlend-kalter Apriltag, und die Uhren schlugen dreizehn."
„Am Rand der kleinen, kleinen Stadt lag ein alter verwahrloster Garten“
aus Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren
oder
"Es fiel Regen in jener Nacht, ein feiner, wispernder Regen"
der Anfangssatz aus Cornelia Funkes "Tintenherz", der bei den Kinder und Jugendbüchern immerhin auf den zweiten Platz kam.
Gewonnen hat in dieser Kategorie übrigens, die ausgezeichnete Erzählung "Lari Fari Mogelzahn" von Janosch. Sie beginnt so: "In der Mottengasse elf, oben unter dem Dach hinter dem siebten Balken in dem Haus, wo der alte Eisenbahnsignalvorsteher Herr Gleisenagel wohnt, steht eine sehr geheimnisvolle Kiste."
"Entweder mache ich mir Sorgen oder was zu essen."
„Vieles fiele leichter, könnte man Gras essen."
von Ernst Bloch in Freiheit und Ordnung
und
„Bisher passierte folgendes: Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das machte viele Leute wütend und wurde allenthalben als Schritt in die falsche Richtung angesehen."
von Douglas Adams in “Das Restaurant am Ende des Universums“
Mr und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar."
Richtig erkannt, er stammt von Joanne K. Rowling im „Harry Potter und der Stein der Weisen“
Ich selber, beginne eine neue Geschichte halt immer mit der folgenden ganz einfachen Regel.
Erster Teil: von Samuel Goldwyn (Die nackte Kanone) als Anweisung an seine Drehbuchautoren:
Mit einem Erdbeben anfangen
und sich dann ganz langsam steigern,
und sich dann ganz langsam steigern,
Zweiter Teil: Hermann Hesse im Gedicht „Stufen“:
denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne!“
:-)
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