Paradiesvögel
Ich bin in Zürich und sitze mit Freunden am Limmatquai in einem Strassenkaffee. Wir schauen interessiert dem bunten Treiben zu und kommentieren ab und zu die Vorbeigehenden.
"Ouw", sagt der junge Mann an unserem Tisch und schaut amüsiert hinter meinen Rücken.
"Da kommt Eine, nein, da darfst du gar nicht hinschauen. Diese roten Haare, der Hut, die Kleider!
Sein faszinierter Gesichtsausdruck und der Kommentar bewirkt bei mir natürlich genau das Gegenteil. Ich will hinschauen und so riskierte ich einen verstohlenen Blick zur Seite und harre der Dame, die da vorbeikommen soll.
„So wie die aussieht, also wirklich, da muss sie sich nicht wundern, wenn man über sie spöttelt,“ amüsiert sich nun auch mein Gegenüber und reckt belustigt den Kopf. „Die will doch nur auffallen, schau dir das an."
Das möchte ich ja gerne, aber nichts Aussergewöhnliches erreichte mein seitliches Blickfeld. Nur weiterhin modisch gekleidete Frauen, eintönig gewandete Herren und etwas bunter angezogene Touristen ziehen an meiner Seite vorbei.
"Wann kommt sie denn?" frage ich ungeduldig, denn mein Gwunder ist nun geweckt.
"Ach, sie nimmt drei Tische hinter uns Platz."
Blöd, denke ich, da entgeht mir doch prompt etwas Exotisches. Ich drehe mich um - natürlich wie „rein zufällig“, desinteressiert und mit gelangweiltem Gesichtsausdruck.
"Ouw", sagt der junge Mann an unserem Tisch und schaut amüsiert hinter meinen Rücken.
"Da kommt Eine, nein, da darfst du gar nicht hinschauen. Diese roten Haare, der Hut, die Kleider!
Sein faszinierter Gesichtsausdruck und der Kommentar bewirkt bei mir natürlich genau das Gegenteil. Ich will hinschauen und so riskierte ich einen verstohlenen Blick zur Seite und harre der Dame, die da vorbeikommen soll.
„So wie die aussieht, also wirklich, da muss sie sich nicht wundern, wenn man über sie spöttelt,“ amüsiert sich nun auch mein Gegenüber und reckt belustigt den Kopf. „Die will doch nur auffallen, schau dir das an."
Das möchte ich ja gerne, aber nichts Aussergewöhnliches erreichte mein seitliches Blickfeld. Nur weiterhin modisch gekleidete Frauen, eintönig gewandete Herren und etwas bunter angezogene Touristen ziehen an meiner Seite vorbei.
"Wann kommt sie denn?" frage ich ungeduldig, denn mein Gwunder ist nun geweckt.
"Ach, sie nimmt drei Tische hinter uns Platz."
Blöd, denke ich, da entgeht mir doch prompt etwas Exotisches. Ich drehe mich um - natürlich wie „rein zufällig“, desinteressiert und mit gelangweiltem Gesichtsausdruck.
Ich erkenne sie sofort. La Lupa - die Wölfin - den Namen soll sie schon als Jugendliche bekommen haben, wie mir Wikipedia nachher verrät - eine Sängerin, geboren vor sechzig Jahren im Tessin. Doch nun lebt sie seit langem in Zürich und singt auf kleinen Bühnen und grossen Sälen, in Theatern, Gärten, Schlössern, Museen oder auf Plätzen, Terrassen, Dächern und Schiffen ... meist an kleinen kleinen, oft idyllischen Orten, manchmal aber auch an ungewöhnlichen Plätzen. So zum Beispiel, wenn sie vor dem Karfreitag, ihre Lamenti, die Klagelieder aus der venezianischen Pestzeit, von Stadtzürcher Kirchtürmen verbreitet. Dann singt sie vor grossem Publikum, sonst eher vor treuen Kennern.
Ihr aktuelles Programm heisst „Was für ein Glück glücklich zu sein“ - „Che fortuna essere felici“. Schön, nicht wahr?
Ihr aktuelles Programm heisst „Was für ein Glück glücklich zu sein“ - „Che fortuna essere felici“. Schön, nicht wahr?
Ich kenne sie leider nicht persönlich, nur flüchtig aus den Medien. Aber ich habe ihre kräftige und schöne Stimme schon gehört. Einige Lieder haben mir gut gefallen, aber bedauerlicherweise habe ich das Wichtigste nicht verstanden. Die Feinheiten ihrer Worte - melancholisch-tragische Texte, auf italienisch gesungene Gedichte.
Man sagt auch, La Lupa präsentiere keine Show, sie sei selbst eine - mit ihren farbenfrohen Outfits und ihrem speziellen Aussehen. Ein Paradiesvogel halt.
Aber mich faszinieren Paradiesvögel. Ich bewundere ihren Mut, ihr Selbstbewusstsein, ihre Unabhängigkeit. Oft sind sie halt ein bisschen unangepasst, vielleicht auch etwas schräg, aber immer sind sie sich selbst und meistens tun sie niemandem etwas zu leide.
Sind es nicht gerade diese Originale, die Abwechslung in den öden Alltag bringen? Sie, die Normen sprengen, Grenzen erweitern, Tabus brechen und dadurch für uns alle mehr Freiraum öffnen würden, um vielleicht selbst auch ein wenig individueller sein zu können.
Aber Paradiesvögeln geht’s halt fast wie einem ausgebrochenen Kanarienvogel, der, wie man sagt, in Freiheit nicht gut überleben kann. Denn die grauen Spatzen oder die schwarzen Raben hacken gerne auf bunte Sonderlinge.
Aber mich faszinieren Paradiesvögel. Ich bewundere ihren Mut, ihr Selbstbewusstsein, ihre Unabhängigkeit. Oft sind sie halt ein bisschen unangepasst, vielleicht auch etwas schräg, aber immer sind sie sich selbst und meistens tun sie niemandem etwas zu leide.
Sind es nicht gerade diese Originale, die Abwechslung in den öden Alltag bringen? Sie, die Normen sprengen, Grenzen erweitern, Tabus brechen und dadurch für uns alle mehr Freiraum öffnen würden, um vielleicht selbst auch ein wenig individueller sein zu können.
Aber Paradiesvögeln geht’s halt fast wie einem ausgebrochenen Kanarienvogel, der, wie man sagt, in Freiheit nicht gut überleben kann. Denn die grauen Spatzen oder die schwarzen Raben hacken gerne auf bunte Sonderlinge.
:-)
1 Kommentar :
Wo du recht hast hast du recht, aber ich glaube nicht, dass du mich als selbstbewusst bezeichnen würdest, wenn ich (nicht Künstlerin) so auf die Strasse gehen würde!!
Grüessli "Dein Gegenüber"
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